Mit Onkel Wanja - Die Vergangenheit ist hin ist das Schauspielhaus bei der achten Folge der "Check-out-Tschechow"-Reihe angelangt. Mit Theater(vor)studien kreist man den Dramatiker ein. Die filmisch definierte Arbeit von Tizza Covi und Rainer Frimmel, die vergangene Woche dreimal zu sehen war, ist hingegen ein Privatissimum ohne Tschechow-Zwang.

Darin werden Filmaufnahmen aus der russischen Provinz (alte Paare vor ihrer Wirtschaft, Kleinhäusler, Kinder) mit "Wanja"-Textstücken live synchronisiert (perfekt: Alice Schneider und Gerhard Karzel). Dazwischen Propagandamaterial aus der UdSSR der 80er-Jahre: Eine Armee von Hochleistungsmähdreschern zieht über die endlosen Getreidefelder von Usbekistan.

Soll man aber das Videointerview mit einem Wiener Möchtegernzuhälter als proletarische Wiederauferstehung des Blut saugenden alten Professors aus dem Stück begreifen? Nein. Der auf Tschechow-Fragen weltklug antwortende Mann wäre wohl eine eigene Elizabeth-T.-Spira-Sendung wert, hat aber mit Tschechow nichts zu tun. (afze/DER STANDARD, Printausgabe, 10.6.2003)