London - Fusionsgerüchte haben am Montag die Aktie des britischen Luftfahrt- und Rüstungsunternehmens BAE Systems in die Höhe getrieben. Bis zum Nachmittag stieg der Kurs gegen den Markttrend um 3,72 Prozent auf 153,50 Pence. Einem Bericht des "Sunday Telegraph" zufolge erwägt BAE Systems einen Zusammenschluss mit einem der amerikanischen Konkurrenten Boeing oder Lockheed Martin. Das Unternehmen habe bereits die britische Regierung über das Fusionsvorhaben mit einem der US- Konzerne informiert.

Ein BAE-Sprecher sagte, der Konzern wolle bereits seit geraumer Zeit eine tragende Rolle bei den Konsolidierungsbestrebungen der Branche spielen. Zudem sei geplant, das Engagement in den USA zu verstärken. "Wir haben aber auch immer gesagt, dass dazu die Umstände passen müssen", sagte der Sprecher. Es gebe keine vorgefestigte Meinung darüber, wie diese Ziele erreicht werden sollen. Ob es Gespräche mit Boeing oder Lockheed gibt, wollte der Sprecher nicht sagen. Auch die beiden US-Konzern wollten sich zu den Gerüchten nicht äußern.

Geeigneter Kandidat

Boeing-Vorstandschef Phil Condit hatte in der vergangenen Woche gesagt, der Konzern sehe sich in Europa nach einem geeigneten Fusionskandidaten um. Analysten halten einen Zusammenschluss mit BAE Systems allerdings wegen der Beteiligung der Briten an Airbus für äußerst schwierig. Airbus und Boeing sind direkte Konkurrenten auf dem Luftfahrtmarkt, BAE Systems könnte deswegen in einen Interessenkonflikt geraten.

Eine Fusion mit Lockheed Martin erscheint den meisten Experten als eine wahrscheinlichere Variante. Beide Unternehmen kooperieren bereits bei dem Kampfflugzeug Joint Strike Fighter. In jedem Fall dürften aber nicht zuletzt die Interessen des Staates für Komplikationen bei einer Fusion sorgen, hieß es aus Branchenkreisen.

In einem weiteren Medienbericht hatte es geheißen, BAE Systems habe ein Fusionsangebot des französischen Konkurrenten Thales abgelehnt. Bei einem Treffen mit Thales-Chef Denis Ranque Anfang vergangener Woche in London habe dieser angeboten, einen anglo-französischen Rüstungskonzern zu schaffen, hieß es in einem Bericht der britischen Sonntagszeitung "Observer". "Er machte ein zwangloses Angebot, ich lehnte ab, und damit war die Angelegenheit beendet", zitierte das Blatt BAE-Chef Mike Turner. Derartige Treffen seien in der Branche nichts Außergewöhnliches, fügte Turner hinzu. (APA/dpa/Reuters)