Bild nicht mehr verfügbar.

Dicke Wolken über der Eurozone - die Gemeinschaftswährung brachte allerdings viel Schwung in die kleine Republik Österreich.

Foto: APA/Jäger

Wien - Schuldenkrise, Milliardenhilfen für Wackelkandidaten, Sparprogramme, Diskussionen über Schuldenbremsen und Bonitätsnoten, Banken, die unter ihrem Ostengagement leiden: Auch Österreich konnte sich dem Sog der Krise in der Vergangenheit nicht entziehen. Während sich die Politiker beeilen, die Vorteile ins rechte Licht zu rücken, zweifelt fast jeder zweite Österreicher am Nutzen der Währungsunion. Nur 37 Prozent der Befragten waren in einer Erhebung der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) der Meinung, dass Österreich von der Euro-Mitgliedschaft "eher profitiert".

Was die nackten Zahlen sagen

Eine beliebige Ansammlung nackter Zahlen widerlegt das: Der EU-Beitritt sorgte jährlich für rund 12.600 neue Arbeitsplätze. Jeder Österreicher hat nach Politikberechnungen durch den EU-Beitritt 800 Euro pro Jahr gewonnen. Mit EU-Förderungen konnten die Unternehmer und Regionen ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Die Einheitswährung hat dazu geführt, dass Länder wie Italien ihre Währungen nicht mehr einfach abwerten und ihre Produkte dadurch wettbewerbsfähiger machen konnten. Der gemeinsame Binnenmarkt hat den Österreichern eine größere Auswahl an Produkten und mehr Preiswettbewerb gebracht. Die EU-Kommission hat berechnet, dass die Grenzöffnungen der österreichischen Wirtschaft jährlich bis zu 4,2 Milliarden Euro ersparen. Die direkten Auslandsinvestitionen Österreichs sind heute 14-mal höher als 1995, die direkten Investitionen nach Österreich achtmal so hoch. Österreich ist zum Exportstar geworden.

Wie sehr die Österreicher tatsächlich vom Eurobeitritt profitierten, belegt nun einmal mehr eine aktuelle Studie des Unternehmensberaters McKinsey. Alle Euroländer profitieren dieser Studie zufolge, die derStandard.at vorliegt, von der Gemeinschaftswährung. Der klare Gewinner aber ist Österreich, knapp vor Finnland.

Und diese Wohlstandsgewinne der wirtschaftlich stabilen Länder gehen laut McKinsey keineswegs zulasten der schwächeren Kandidaten. Auch Krisenländer wie Portugal und Griechenland bilanzieren positiv: Ohne den Euro wäre deren Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2010 geringer ausgefallen.

Die große Wohlstandsvermehrung

Im Jahr 2010 hat die Gemeinschaftswährung den Wohlstand in den 17 Euroländern um 332 Milliarden Euro vermehrt. Das sind rund 3,6 Prozent des BIP der Eurozone. Der positive Effekt für die österreichische Wirtschaft betrug 7,8 Prozent des BIP, oder 22 Milliarden Euro. Es folgen Finnland mit 6,7 Prozent und Deutschland mit 6,6 Prozent des BIP. Die Wachstumsgewinne setzen sich aus intensiverem Handel, niedrigeren Zinskosten und dem Wegfall technischer Kosten, etwa für die Absicherung von Währungsrisiken, zusammen.

Der immer wieder geäußerte Vorwurf, dass stärkere Länder auf Kosten der schwächeren gewonnen hätten, bestätigt sich laut Studie nicht. Schließlich stünden die Eurostaaten wirtschaftlich gesehen nicht nur im Wettbewerb zueinander, sondern vor allem in Konkurrenz zum Rest der Welt. Insgesamt verteilt sich der Nutzen der Gemeinschaftswährung aber sehr unterschiedlich auf die einzelnen Länder. In Italien stieg das BIP nur um 3,1 Prozent, für Griechenland stand 2010 nur ein winziges BIP-Plus auf der Habenseite. Der Hauptgrund: Die Einführung der Währung erhöhte den Druck auf die schwächeren Länder, wettbewerbsfähiger zu werden.

Einige Staaten wie Deutschland passten sich an und reformierten ihre Sozialsysteme. Andere Länder - darunter Frankreich - verloren an Wettbewerbsfähigkeit, profitierten aber immer noch von den niedrigen Zinsen, die der Euro gebracht hat. (rb, derStandard.at, 10.1.2012)