Anreise: Täglich günstige Flüge Paris-Wien: www.flyniki.com, www.aua.com (RedTicket). Einen interessanten Guide "Paris Sud-Est" in französischer und englischer Sprache hat das regionale Tourismusamt der Stadt Paris zusammengestellt: www.parisinfo.com. Darin finden sich interessante Tipps zu regionalen Attraktionen, aber auch zu angrenzenden Zielen südöstlich der Stadt, wie den Grünraum Bois de Vincennes oder das Val-de-Marne mit seiner Ufer-Cafés. (-> Download)

Weitere Informationen erteilt die Französische Zentrale für Tourismus Atout France unter der Telefonnummer zum Ortstarif 01/503 28 92 bevorzugt zwischen 9 und 15 Uhr, per Fax: 01/503 28 72, Telelfon: 01/503 28 92 oder E-Mail info.at@franceguide.com; www.franceguide.com.

Foto: ATOUT FRANCE/ Jean François Tripelon-Jarry

Unterkunft: Auch Philippe Starck hat den Pariser Osten entdeckt. Das von ihm gestaltete "Mama Shelter Hotel" - sowie zwei dazu gehörige Restaurants - befinden sich in der 109, rue de Bagnolet, der östlichen Verlängerung der Rue de Charonne, zugleich Ort des beliebten Graffiti-Festivals. Der vorstädtischen Mix aus Graffitis und Designermöbeln prägt das Hotel, aber auch Starcks Philosophie des "demokratischen Designs": Es gibt für Pariser Verhältnisse sehr günstige Hotelpreise wie den "Super Sunday" schon um 79 €

Eine Business-Alternative in Bercy bietet das ruhiggelegene Sofitel Paris Bercy, 1, Rue de Libourne, .

Foto: Mama Shelter Hotel

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Shopping: Frenchtrotters und der Schirm-Herr Heurtault sind eher keine Budgetläden. Aber auch Schnäppchenjäger werden rund um das 11. Arrondissement fündig: "Emmaüs" an der 54, rue de Charonne ist eine spannende Second-Hand-Börse, deren Ertrag sozialen Projekten zugute kommt. "Come on Eileen" (6, rue des Taillandiers) führt Vintagemode. Konsignationsläden wie das www.depot-vente-paris.fr. Auf Shoppingtouren mit www.notatouristdestination.com: Im Programm u. a. "Couture Discount Shopping" sowie die "Men Discount Fashion Tour". Apropos: Von 6. 1. bis 12. 2. ist Winter-Sale - in der ganzen Stadt!

Foto: christine zenino/flickr.com unter cc-Lizenz

Filmrequisiten für Cineasten, dann eine kleine tunesische Zuckerbäckerei, und im nächsten Schaufenster Schwarzafrikas beste Frisuren - gleich zum Einpacken und mitnehmen. Doch wer durch das Pariser Quartier Charonne schlendert, entdeckt neben Multikulti-Shops hier vor allem eine blühende Galerie- und Boutiquenzeile: die Rue de Charonne.

Auch Carole & Clarent, zwei Pariser Modefotografen, haben sich in dieses Stadtviertel verliebt - und bereichern es seither durch eine innovative Shopping-Idee: eine Boutique, die als Guck- fenster auf die Metropolen der Welt dient. "Wir holen die kreativen Hotspots der urbanen Kultur nach Paris", erzählt Clarent, in einen silbergrauen Rollkragenpulli gewickelt, über das interessante Geschäftskonzept von "Frenchtrotters".

Zuletzt war Londons East End zu Gast: Handschuhe im Astronauten-Look, Briefkasten-rote britische Retro-Telefonhörer zum Anstöpseln ans Handy. Fast möchte man glauben, ins Avantgarde-Viertel Hoxton Square abgetaucht zu sein. Es hätte freilich auch ein Sprung nach Tokio Roppongi oder ans New Yorks TriBeCa sein können - auch diese Fragmente der Fashion-Welt waren an der Rue de Charonne 30 bereits zu Gast. Lifestyle-Häppchen fremder Metropolen, auch sie finden sich auf dem Weg in den Südosten der Stadt. Aber spannender ist trotzdem das Paris der Pariser. Der stete Strom an Touristen dünnt hier, hinter der Bastille und dem verunglückten Bau der Opern-Trommel, spürbar aus. Die trendigen Pflaster des vorstädtischen Belleville jenseits des Friedhofs Père Lachaise sind eine gute Strecke entfernt.

Und so basteln sich der Pariser Elfte und Zwölfte lieber ihre eigenen tragbaren Himmel aus Stoff: Ratsch! Schon blühen Mohnfelder auf, leuchten über dem Kopf, sodass man sich im Geschäft des Monsieur Hertault fast wie ein Insekt fühlen mag. Ratsch, neuer Schirm. Jetzt hält der Himmel tintenblaue Kleckse bereit. Wer ihn aufspannen will, braucht nur mehr zuzugreifen.

Brauchen kann man die schönsten Schirme von Paris, die an der Avenue Daumesnil und im Schauraum des Michel Hertault auf Träger warten, allemal. Denn die Gegend ist Frischluftrevier. Klar, die philosophischen Zirkel, die seit 1992 im "Café des Phares" an der Place de la Bastille, zusammentreffen, um öffentlich philosophische Fragen zu diskutieren, wären eine spannende Indoor-Option - zumindest für fortgeschritten Frankophile.

Ähnliches gilt fürs nahegelegene "Le Train Bleu" am Gare de Lyon, das opulenteste Bahnhofsrestaurant der Welt, das zum Filet mignon seit 1900 üppige Extraportionen Fin de Siècle serviert.

Kleiner Yachthafen

Aber trotz dieser Pracht ist das 12. Arrondissement mehr als kurze Verdauungsspaziergänge wert: Da wäre der kleine Yachthafen des Jardin du Bassin de l'Arsenal - selbst im Winter eine herrliche Oase inmitten der Stadt. Ähnliches gilt für den nahen Marché d'Aligre: Melanzani-Pyramiden, viel Käse und Flohmarkt-Schwarten, dazu die zweihundert Jahre alte Markthalle Beauvau-Saint-Antoine an der Rue de Cotte. Es ist der freundliche Bauch des Quartier d'Aligre - eines jener "Dörfer von Paris", die wie die angrenzenden Viertel Saint-Antoine, Bel Air, Picpus oder das Quartier Daumesnil einst durch eine Hochbahn- linie mit dem Pariser Umland verbunden waren.

Viadukt der Künste

Doch der letzte Zug ist längst abgefahren - an der Avenue Daumesnil. Daran ist seit 1969, dem Jahr der Schließung der Bahnli-nie nach Saint-Maur-La Varenne, nichts mehr zu ändern. So handelt es sich bei den keuchenden Parisern, die hier ihre Sprints hinlegen, denn auch um ganz normale City-Jogger, die sich an der Promenade Plantée durch grüne Röhren kleiner Bambustunnels schieben.

Rund viereinhalb Kilometer zieht sich die Trasse der aufgelassenen Bahnlinie bis zum Vorort Reuilly dahin. Neun Meter über dem Straßenniveau und zugleich eine kleine Ewigkeit von der frühindustriellen Stahltraversen-Romantik entfernt.

Die Anfang der 90er-Jahre in Angriff genommene Adaptierung, die insgesamt 60 verlotterte Viaduktbögen zu den "Viaduc des Arts" verwandelte und obenauf eine begrünte Promenade setzte, zählt zu den erfolgreichsten Revitalisierungsprojekten der Stadt - und macht zugleich neugierig auf weitere Veränderungen im Südosten von Paris.

Mangel an Zielen herrscht dabei keiner. Im alten Bercy, der einst zollfreien, weil jenseits des Pariser Amtsgebiets gelegenen Weinhallen-Hochburg, wird der Geist des Viadukt-Projekts Richtung Kellergasse weitergeführt. Mit Gartenlokalen in der Tradition der Guinguettes, dem fast in Vergessenheit geratenen Pariser Gegenstück zum Wiener Heurigen, das nun ein schickes - leider auch antiseptisches - Revival erlebt.

Das beweist der Blick ins "Chai 33", dem spektakulärsten Umbau des verbliebenen Weinhallen-Viertels Cour Saint-Émilion alias Bercy Village: Flaschen stapeln sich als dekorative Raumtrenner hoch. Wer die Bar heimsucht, findet sich zwischen Samt, coolem Alu und Deckenfresken wieder.

Das bei Parisern begehrte, ruhige Wohnviertel Bercy hat aber mehr auf Lager: Die historischen Weinlager haben sich am spannend gestalteten Parc de Bercy in einen beliebten Landschaftspark mit 150 Jahre alten Bäumen und Themengärten - etwa für Gemüse, Rosen, Düfte, Romantik und Weinbau - verwandelt, dem der österreichische Architekt Dietmar Feichtinger die kurvige Simone de Beauvoir-Fußgängerbrücke über die Seine zur Seite stellte.

Auf der gegenüberliegenden Ecke des Parks, an der Rue de Bercy, findet sich mit der Cinémathèque française - ursprünglich Ort des amerikanischen Kulturinstituts - ein Frank-Gehry-Bau.

Und spaziert man über den Fluss, dann leckt Paris im Schatten von Dominique Perraults Lesetürmen auch die Wunden des industriellen Erbes: Da wären die Graffiti-Tatoos auf der vielschichtigen Betonhaut der ehemaligen Bahn-Cargo-Kühlhäuser, die sich als "Les Frigos" zum labyrinthische Art Cluster verwandelt haben - und jeden Mai zum Tag der offenen Ateliers laden. Die Galerie-Plattform Bétonsalon schlägt einige Meter weiter, an der Esplanade Vidal-Naquet, in eine ähnlich avantgardistische Kerbe. Und das tun erst recht die grünen Glasschläuche der Architekten Jakob + Mac Farlane, die inspiriert und genährt vom Fluss der Seine, ein altes Lagerhaus "überwachsen" - und zwar zum Modeinstitut der Cité de la mode et du design, dem Coverstar der Seine-Docks.

Stadtfluss-Badewanne

Ach ja: Wer es erst im Frühling dorthin schafft, kann zwischen Kühlhallenkunst und heißer Mode-Glashaut unterwegs einen schnellen Stopp einlegen: Das am Quai François gelegene Piscine Josephine Baker - Hightech-Version eines schwimmenden Seine- Bades - hat dann sein Dach längst aufgerollt. Neu ist das Prinzip Stadtfluss-Badewanne aber nicht: Im 18. Jahrhundert gab es gleich mehrere davon. (Robert Haidinger/DER STANDARD/Printausgabe/07.01.2012)