Wien - Einmal wichtig, immer wichtig: Wie der Kurier vermeldete, blieb so mancher Minister in Politpension stolzer Besitzer eines Diplomatenpasses. Der genannte Karl-Heinz Grasser, der bisweilen mit Geldkoffer durch die Lande reiste, ist beileibe kein Einzelfall.

In der Liste des Außenministeriums, die dem Standard bekannt ist, fehlt es nicht an Prominenz: In den vergangenen zwei Jahren haben ihren Diplomatenpass verlängert die ehemaligen Minister Franz Löschnak (SPÖ), Franz Fischler, Ernst Strasser und Benita Ferrero-Waldner (alle ÖVP), Herbert Scheibner und Hubert Gorbach (BZÖ). Exkanzler Alfred Gusenbauer reist ebenso unter diplomatischem Titel wie die einstige Staatssekretärin und heutige Siemens-Chefin Brigitte Ederer. Auch die vor Ewigkeiten abgetretenen Veteranen Karl Blecha und Hannes Androsch (beide SPÖ) verzichten nicht auf den Status.

Möglich macht es eine "seit Jahrzehnten bestehende" Richtlinie des Ministeriums, die das Privileg für die gesetzlich definierte Zielgruppe über das Amtszeitende hinaus verlängert: In den Genuss kommen das Staatsoberhaupt, die Bundesregierung plus Staatssekretäre, die Volksanwälte sowie die Präsidenten von Nationalrat, Bundesrat, Rechnungshof und den Höchstgerichten.

Auch aktive Europaparlamentarier, Klubobleute im Nationalrat und Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses reisen mit Diplomatenpass, dazu gibt es ein Sonderkontingent für die Klubs. "Sehr wertvoll in heiklen Situationen" nennt der Grüne Peter Pilz, der ebenso wie der Orange Scheibner außenpolitisch unterwegs ist, dieses Extra: In Ländern wie dem Irak sichere der Diplomatenpass das Durchkommen und den Respekt der Behörden.

Das Außenministerium sieht hingegen ein hauptsächlich symbolisches Privileg, dessen reale Vorteile auf rare Ausnahmesituationen beschränkt seien. Weder biete der Pass Immunität, noch schütze er vor Kontrollen: "Am JFK-Airport muss auch der Minister seine Schuhe ausziehen." (jo/DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.1.2012)