Derzeit ist Udo Carpentari nicht leicht zu erreichen: "Der ist grad draußen", heißt es bei den Arlberger Bergbahnen. Der 33-Jährige ist unterwegs - und schleppt mobile Schneekanonen an Sammelstellen: Am Arlberg schneit es - noch mehr Schnee ist angesagt. "Da wäre es mühsam, die Geräte einzeln freizuschaufeln."
Doch Carpentaris Berufsbezeichnung "Schneemeister" bedeutet mehr: Der gelernte Elektriker lässt es - mit vier Kollegen - rund um St. Anton schneien. Seit zehn Jahren ist er "Herr Holle" - und für die 116 Schneekanonen und 65 Schneelanzen St. Antons verantwortlich. Insgesamt sind am Arlberg 600 Beschneiungsgeräte im Einsatz - von 280 Pistenkilometern werden 120 beschneit.
Aus der kanadischen Zufallserfindung der 1940er-Jahre (Techniker wollten im Windkanal die Vereisung von Düsentriebwerken testen und sprühten Wasser in die Düse) sind längst Hightech-Geräte geworden. Carpentari: "Die Schneekanonen werden via Bluetooth geschaltet - das sind komplexe Netzwerke."
Beschneiung zur Saisonrandabsicherung
Die weiße Pracht kostet dementsprechend: "Zwei bis drei Euro pro Kubikmeter Schnee", sagt Rudi Waldner. Waldner ist Betriebsleiter der Stubener Bergbahnen und für Schnee auf der anderen Seite des Arlbergs zuständig.
Waldner rechnet vor: Aus 1000 Liter Wasser werden etwa 2,5 Kubikmeter Schnee. Stuben verbrauchte vergangenen Winter 150.000 Kubikmeter Wasser. "Für die ganze Arlbergregion (St. Anton, Lech, Zürs, Stuben; Anm.) kann man das mal fünf nehmen." Beschneit, so Waldner, werde aber lediglich um die Saisonränder zu sichern: "Wir beschneien nicht, um die Saison zu verlängern."
Auch, weil der Arlberg privilegiert ist: Hier gibt es (noch) genug (Natur-)schnee. Anderswo ist das anders: Laut dem Alpenvereins-Experten Willi Seifert sind mittlerweile 70 Prozent der Pisten in Österreich beschneit. "Vor allem der Energieverbrauch ist horrend."
Trinkwasserqualität
Problematisch sei darüber hinaus auch der Wasserbedarf: Allein Tirols Schneekanonen, so der Österreichische Alpenverein, benötigten den Strom eines mittleren Kraftwerkes. Ihr Wasserverbrauch entspräche einer Stadt mit 20.000 Einwohnern.
Carpentari sieht das anders: "Das Wasser hat Trinkwasserqualität. Es wird nicht verbraucht, sondern dem natürlichen Kreislauf wieder zugeführt." Kunstschnee sei auch eine Schutzschicht: "Sonst würden Pistengeräte Flurschäden verursachen."
Wintertourismus in seiner heutigen Form, betont Waldner, sei ohne Beschneiung nicht möglich. Grenzen setze nur die Vernunft: "Technisch wäre es kein Problem, bei 30 Grad Schnee zu machen. Wir tun es nicht. Anderswo sieht man das aber anders." (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, Printausgabe, 5.1.2012)