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Das Anonymous-Markenzeichen - eine Guy Fawkes Maske. Die Betreiber von nazi-leaks.net nutzen Twitter (@OpBlitzkrieg) zur Kommunikation.

Am Dienstag wurden weitere Daten auf der Webseite veröffentlicht.

Foto: AP

Netzaktivisten - rund um Anonymous - haben ein gegen die rechte Szene gerichtetes Enthüllungsportal gestartet. Auf der Website nazi-leaks.net sind unter anderem Listen mit angeblichen NPD-Spendern sowie Kunden von einschlägigen Versandhäusern veröffentlicht worden - der WebStandard berichtete.

"Operation Blitzkrieg"

Das Portal ist Teil der seit mehreren Monaten laufenden "Operation Blitzkrieg", bei der Anonymous-Hacker die Web-Auftritte rechtsgerichteter Organisationen angreifen. Kenner der rechten Szene gehen davon aus, dass die veröffentlichten Informationen echt sind.

Daten durchforstet

Die von den Grünen betriebene Website "Stoppt die Rechten" hat einige der Daten ausgewertet. "Neben einigen älteren Datensätzen wie einer SpenderInnen -Liste der NPD, Adressen von Blood & Honour usw. werden auch sehr aktuelle Hacks - wie der beim Odin-Versand - gelistet".

Kundschaft

Demnach haben „50 ÖsterreicherInnen ihre Nazi-Devotionalien" beim einschlägigen „Odin-Versand" erworben. Das Unternehmen bietet „so ziemlich alles, was das Neonazi-Herz begehrt", beschreibt „Stoppt die Rechten" das Angebot des Versandes.

In der Kundendatenbank von "Thor Steinar"

Auch in älteren Datensätzen von nazi-leaks.net wurde man fündig. Und zwar in der 2009 im Netz veröffentlichten Kundendatenbank von "Thor Steinar". So soll der Neo-FP-Abgeordnete Mathias Venier ein Kunde der Textilkette gewesen sein. Der Tiroler Politiker trat kürzlich die Nachfolge von Werner Königshofer im Parlament an. Dieser war unter anderem wegen eines Vergleichs des Massakers von Anders Behring Breivik in Norwegen mit der Fristenlösung aus der FPÖ ausgeschlossen worden.

Donnergott und Waffen-SS

Der Name der Modekette, die in rechtsextremen Kreisen wegen der Verwendung "nordischer" Symbole und Stilelemente auf den Kleidungsstücken beliebt ist, soll auf den nordischen Donnergott Thor und auf Felix Steiner, General der Waffen-SS, anspielen. In Deutschland sind die Textilien mit altdeutschen Schriftzeichen und nordischen Symbolen mittlerweile in den Stadien mehrerer Bundesliga-Vereine, an Universitäten und im Bundestag verboten.

Einkaufen mit der "polizei.gv.at"-Mailadresse

„Stoppt die Rechten" meint ergänzend, dass „neben weiteren FPÖ-Funktionären" offensichtlich auch Polizisten, ersichtlich an der  Mailadresse "@polizei.gv.at", bei "Thor Steinar" Kleidung bestellt haben sollen.

Derartige Einkäufe verstoßen nicht gegen Gesetze, aber ...

Für die "Kleine Zeitung" werfen diese Einkäufe "zumindest ein schiefes Licht auf die Betroffenen - vor allem, weil alle vier deshalb "aufflogen", weil sie bei der Anmeldung ihre polizeilichen Mail-Adressen angaben." Konsequenzen werden "die Beamten ohnehin kaum zu befürchten haben - die Daten lösten schon bei ihrer ersten ... Veröffentlichung keinerlei Reaktionen des Innenministeriums aus", so das Resümee der Zeitung.

Rechtlich gedeckt

Update 11:22: Gegenüber dem WebStandard betonte Sonja Jell, Sprecherin des Innenministeriums, dass die Nutzung einer @polizei.gv.at- Mail-Adresse bei Online-Bestellungen rechtlich gedeckt sei. "Solange keine Signaturen verwendet werden". Auch betonte Jell, dass nicht jeder "Thor Steinar"-Kunde gleich ein Rechtsextremist sei. Jene Beamten, deren Namen sich auf nazi-leaks.net finden, sollen in den kommenden Tagen kontaktiert werden.  (red)