Washington - Eine intensive Beweidung von Landflächen scheint das Auftreten von Heuschrecken-Plagen zu begünstigen. Wie Wissenschafter aus China und den USA zeigten, bevorzugen Heuschrecken der Art Oedaleus asiaticus als Nahrungsquelle Pflanzen mit einem geringen Proteingehalt - wie sie auf stark beweideten, stickstoffarmen Böden wachsen. Mit Stickstoff-Düngung ließe sich die massenhafte Vermehrung verhindern, schreiben die Forscher im Magazin Science. (APA)

Psychiater-Mangel in Österreich vorhergesagt

Wien - Rund 1,4 Millionen Österreicher leiden an einer psychiatrischen Erkrankung. Der Bedarf an einer Betreuung wird immer größer. Gleichzeitig aber könnte es durch Pensionierungen der Psychiater, Enttabuisierung dieser Erkrankungen und weniger Medizin-Absolventen zu wenig Kapazitäten geben. Das Institut für Höhere Studien (IHS) rechnet für das Jahr 2030 mit einem Manko von rund 340 Psychiatern. (APA/DER STANDARD, Printausgabe, 27.01.2012)

Viele Überstunden können zu Depressionen führen 

London - Mehrere Überstunden täglich über längere Zeit erhöhen das Risiko, an einer schweren Depression zu erkranken. Dies ergab eine Langzeitstudie mit mehr als 2000 Mitarbeitern britischer Behörden. Bei Menschen mit drei bis vier Überstunden täglich war demnach die Wahrscheinlichkeit für eine schwere Depression deutlich höher als bei Angestellten ohne Mehrarbeit, berichten Forscher um Marianna Virtanen (University College London) im Fachmedium "PLoS One". (APA, red)

Röntgenlaser schafft schnellste Bilderfolge

Hamburg - Mit dem schnellsten Film der Welt hat es der Hamburger Röntgenlaser Flash ins "Guinness-Buch der Rekorde" 2012 geschafft. Die Anlage erreiche eine Bildfolge von 50 Femtosekunden (Billiardstelsekunden) und sei damit rund 800 Milliarden Mal schneller als ein normaler Kinofilm. Mit nur zwei Bildern ist er auch der kürzeste. (APA, red)

Erasmus-Preis 2012 geht an Daniel C. Dennett 

Amsterdam - Der Erasmus-Preis 2012 - eine Art Nobelpreis für die Sozial- und Geisteswissenschaften - wird dem US-Philosophen Daniel C. Dennett verliehen, der als führender Kognitionsforscher gilt und mit seinen Büchern ein großes Publikum erreichte. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 26. 1. 2012)

Archaeopteryx' Federn waren schwarz und stabil

Die Diskussion um die Flug(un)fähigkeit des gefiederten Dinosauriers Archaeopteryx wird um ein neues Detail bereichert. US-Forscher haben mittels hochauflösender Mikroskope herausgefunden, dass die Federn der Raben-großen Tiere sogenannte Melanosomen enthielten, die zum einen die Federn schwarzfärbten, ihnen aber auch zusätzliche Stabilität gaben. Wie die Wissenschafter im Fachblatt Nature Communications schreiben, sei das ein weiterer Hinweis darauf, dass die Tiere, die sowohl Merkmale von Reptilien wie auch Vögeln hatten, wohl fliegen konnten. (tasch)

Abstract
Nature Communications: New evidence on the colour and nature of the isolated Archaeopteryx feather

Mit einfachen Plumpsklos gegen Wurminfektionen

Über eine Milliarde Menschen leiden an einer Wurminfektion. Eine Übersichtsstudie von Forschern am Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut zeigt nun, dass der Zugang zu einfachen Latrinen das Infektionsrisiko halbiert. Spulwürmer, Peitschenwürmer und Hakenwürmer sind Parasiten, die im menschlichen Darm leben. Betroffen sind meist Menschen in tropischen und subtropischen Regionen, in denen die hygienischen Bedingungen miserabel sind, wie die Forscher um Jürg Utzinger im Fachmagazin PLoS Medicine berichten. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 25.01.2012)

Gentherapie heilt Hunde mit Retinitis pigmentosa

Washington - Retinitis pigmentosa ist eine tückische Erbkrankheit, die bei Betroffenen allmählich zur Degeneration der Netzhaut und damit zur Erblindung führt. Nun ist es US-Forschern mittels Gentherapie - konkret: dem Einschleusen gesunder RPGR-Gene in betroffene Zäpfchen und Stäbchen - gelungen, bei betroffenen Hunden die Sehfähigkeit wiederherzustellen. Die Forscher, die im Fachjournal PNAS über ihre erfolgreiche Studie berichten, hoffen, dass ihr Ansatz in einigen Jahren auch beim Menschen angewendet werden kann. Dafür muss zunächst aber noch die langfristige Sicherheit der Gentherapie garantiert werden können. (tasch)

Stammzellen unterstützen Penis-Rekonstruktionen

Washington - Porcine Dünndarm-Submukosa, ein Gewebe aus dem Darm von Schweinen, wird für verschiedene chirurgische Rekonstruktionen verwendet - unter anderem von Penissen. Nun haben US-Mediziner das Verfahren zumindest bei Ratten verbessert, wie sie im US-Journal PNAS schreiben. Sie unterstützten das Darm-Transplantat mit Stammzellen aus dem Fettgewebe der Nager. Diese neuartigen Ersatzpenisse zeigten sich nach acht Wochen hinsichtlich ihrer Erektionsfähigkeit gegenüber normalen Penisrekonstruktionen wesentlich verbessert, so die Forscher. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 24.01.2012)

Crafoord-Preise 2012 in Stockholm vergeben

Stockholm - Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften vergibt nicht nur die Nobelpreise, sondern seit 1982 auch die Crafoord-Preise für Forscher aus Fächern, für die es keinen Nobelpreis gibt. Die diesjährigen Gewinner sind die Mathematiker Jean Bourgain und Terence Tao sowie die Astronomen Reinhard Genzel und Andrea Ghez. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 21./22. 1. 2012)

Link
The Crafoord Prize

Marathontraining mit Restrisiko

Boston - Kardiologen am Massachusetts General Hospital haben die Ergebnisse von Studien bekanntgegeben, denen zufolge akuter Herzstillstand im Schnitt bei einem von 100.000 Läufern auftritt. Insgesamt wurden die Daten von 10,9 Millionen Teilnehmern von Marathonläufen ausgewertet. Männer wiesen im Vergleich zu Frauen eine stark erhöhte Gefährdung durch Herz-Kreislauf-Versagen auf. Von den insgesamt bei den Sportlern aufgetretenen Fällen plötzlichen Versagens während eines Marathons endeten 71 Prozent tödlich. (DER STANDARD, Printausgabe, 19. 1. 2012)

Gebrochener Arm wirkt sich auch auf das Hirn aus

Wer nach einem rechten Oberarmbruch nur noch die linke Hand benutzt, hat bereits nach 16 Tagen markante anatomische Veränderungen in bestimmten Hirngebieten, wie Forscher der Uni Zürich im Fachblatt Neurology schreiben. Die Dicke der linksseitigen Hirnareale wird reduziert, die rechtsseitigen Areale hingegen, welche die Verletzung kompensieren, vergrößern sich. Auch die Feinmotorik der kompensierenden Hand verbessert sich deutlich. (tasch)

Abstract
Neurology: Effects of limb immobilization on brain plasticity

Fortschritt bei Produktion von Mittel gegen Malaria

Großer Fortschritt in der Bekämpfung der Malaria. Der effektivste Arzneimittel-Wirkstoff gegen die gefährliche Tropenerkrankung, Artemisinin, lässt sich jetzt dank eines neuen Verfahrens kostengünstig und in großer Menge herstellen, berichten deutsche Forscher der Max-Planck-Gesellschaft und der FU Berlin im Fachblatt Angewandte Chemie. So wird es künftig möglich sein, die 225 Millionen an Malaria erkrankten Menschen in Entwicklungsländern zu erschwinglichen Preisen mit entsprechenden Medikamenten zu versorgen. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 18.01.2012)

Abstract
Angewandte Chemie: Kontinuierliche Synthese des Malariawirkstoffs Artemisinin

Ich werd schon dick, wenn ich nur hinschau

München - Das Hormon Ghrelin bewirkt, dass uns Bilder von Nahrungsmittel hungrig machen. Forscher am Max-Planck-Institut für Psychiatrie haben dies festgestellt. Ihre Empfehlung: die zahllosen Reize ignorieren. (APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17. Jänner 2012)

Link
Max-Planck-Institut für Psychiatrie: Bilder von Nahrungsmitteln erzeugen Hunger

Mit der Macht wächst die imaginierte Körpergröße

Washington - Wie groß sich Nicolas Sarkozy mit seinen 1,65 m tatsächlich fühlt, wissen Psychologen zwar nicht. Sie haben aber nach Tests mit 98 Versuchspersonen im Fachblatt "Psychological Science" herausgefunden, dass sich Macht - und selbst wenn sie nur imaginiert ist - positiv auf die Wahrnehmung der Körpergröße auszuwirken scheint. Hatten die Probanden auf Bitte der Psychologen einen Aufsatz darüber geschrieben, wie sie früher in einer sehr mächtigen Position waren, wählten sie danach in einem Onlinespiel besonders große Avatare - und umgekehrt. 

Abstract
Psychological Science: "Living Large: The Powerful Overestimate Their Own Height"

Sex ist für Heuschrecken ziemlich lebensgefährlich

Sydney - Was tun Tiere und Menschen nicht alles, um Sex zu haben. Heuschrecken riskieren dafür nicht nur Kopf und Kragen, sondern nehmen auch eine äußerst grausame Todesart in Kauf. Wie ein australischer Biologe im Fachblatt "Behavioral Ecology" schreibt, beobachtete er in einer Woche 62 Fälle, in denen Grabwespen Feldheuschrecken erbeuteten und als lebendes Futter für den Nachwuchs präparierten. In 19 Fällen (knapp 30 Prozent) hatten die Heuschrecken gerade Sex. Damit waren im Beobachtungszeitraum aber gerade einmal drei Prozent beschäftigt. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 14./15. 1. 2012) 

Abstract
Behavioral Ecology: "Costly copulation in the wild: mating increases the risk of parasitoid-mediated death in swarming locusts"

Bangkok - Dieser Rekord hat nicht lange gehalten. Erst im Dezember hatten Biologen im Fachblatt "ZooKeys" von zwei winzigen Froscharten auf Papua-Neuguinea berichtet, die mit ihren acht Millimetern zu den kleinsten Wirbeltieren der Welt erklärt wurden. Nun stellen Kollegen im Fachblatt "PLoS One" eine weitere, verwandte Forschart ebenfalls aus Papua-Neuguinea vor, die noch einen Millimeter kleiner ist. Der Minihüpfer wurde auf den Namen Paedophryne amauensis getauft, ist braun und stößt schrille Töne aus. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 12. 1. 2012)

Abstract
PLoS One: Ecological Guild Evolution and the Discovery of the World's Smallest Vertebrate

Erhöhtes Infarktrisiko für Menschen in tiefer Trauer

Wer einen geliebten Menschen verliert, ist einer US-Studie zufolge vor allem in den ersten Tagen der Trauer einem stark erhöhten Herzinfarkt-Risiko ausgesetzt. Dieses liege am Todestag selbst um das 21-Fache über der normalen Infarktwahrscheinlichkeit und bleibe einige Wochen erhöht, berichten Mediziner im Fachmagazin Circulation. (APA/DER STANDARD, Printausgabe, 11.01.2012)

Abstract
Circulation: Risk of Acute Myocardial Infarction after Death of a Significant Person in One's Life: The Determinants of MI Onset Study

Keine Anzeichen für ein Versiegen des Golfstroms 

Gute Nachrichten aus dem Atlantik: Wie deutsche Forscher aufgrund neuer Daten in "Science" prognostizieren, wird sich die Meeresströmung im Atlantik, die warmes Wasser an die Küsten Europas transportiert, jedenfalls in den kommenden vier Jahren nicht abschwächen.

Abstract
Science: "Multiyear Prediction of Monthly Mean Atlantic Meridional Overturning Circulation at 26.5°N"

Hormon macht aus jungen Ameisen Riesensoldaten

Washington - In der Riesengattung der Pheidole-Ameisen existierten neben Arbeitern, Jägern und Sammlern auch noch Riesensoldaten mit großem Kopf und Kiefern. Wie Biologen im Fachblatt "Science" berichten, konnten sie solche Riesen dadurch erzeugen, dass sie normale Ameisen im Larvenalter bestimmten Hormonen aussetzten. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 7./8. 1. 2012)

Abstract
Science: "Ancestral Developmental Potential Facilitates Parallel Evolution in Ants"

Wasser in Loch Ness bewegt sich mit Gezeiten 

Liverpool - Der schottische See Loch Ness kann zwar nicht mit Ungeheuern aufwarten, dafür aber mit einem erstaunlichen geologischen Phänomen. Parallel zu Ebbe und Flut im wenige Kilometer entfernten Meer hebt und senkt sich auch das Wasser an den Ufern des Sees um rund 1,5 Millimeter, schreiben britische Forscher im Journal of Geophysical Research. Die Ursache liegt im mit den Gezeiten schwankenden Druck der Landmassen. (tasch)

Abstract
Journal of Geophysical Research: "Lunar tides in Loch Ness, Scotland"

Impfstoff aus Affenviren gegen Hepatitis C getestet

Washington - Ein neuartiger Impfstoff gegen die Erreger von Hepatitis C hat sich in einem ersten Test an gesunden Menschen als gut verträglich erwiesen, berichten gleich zwei Forschergruppen im Journal Science Translational Medicine. Das Präparat nutzt gentechnisch veränderte Viren aus Schimpansen, um das menschliche Immunsystem gegen die gleichfalls viralen Auslöser von Hepatitis C zu mobilisieren. Bisher gibt es keinen wirksamen Impfstoff gegen Hepatitis C, das in vielen Fällen zu dauerhaften Infektionen führt. (DER STANDARD, Printausgabe, 5. 1. 2012)

Modifizierte Seidenraupen produzieren Spinnenseide

Washington - Die Fäden, die von Seidenraupen gesponnen werden, sind zwar auch nicht schlecht. Doch jene von Spinnen sind weitaus elastischer und reißfester. Doch die Achtbeiner sind im Gegensatz zu den Raupen zur Zucht ungeeignet, da sie sehr territorial sind und zum Kannibalismus neigen. Nun gelang es Forschern um US-Forscher Donald Jarvis (Uni of Wyoming) erstmals, gentechnisch veränderte Seidenraupen herzustellen, die diese speziellen Spinnenseidenproteine produzieren können - und entsprechend dehnbarere Fäden, wie die Forscher im Fachblatt PNAS berichten. (tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3. Jänner 2012)

Abstract
PNAS: Silkworms transformed with chimeric silkworm/spider silk genes spin composite silk fibers with improved mechanical properties