Graz - Mittelalterliche Dichtkunst in der Steiermark - zum Beispiel die Minnesänger Ulrich von Liechtenstein, Hugo von Montfort und Herrand von Wildon - will ein Projekt des Instituts für Germanistik der Universität Graz wieder in Erinnerung rufen. Dazu sollen insgesamt acht Spazierwege im Laufe des Jahres 2012 installiert werden, so der Grazer Mediävist Wernfried Hofmeister am Montag.

"Die mittelalterliche Literatur in der Steiermark ist reich an überregional bedeutsamen Werken, teils finden sie jedoch nicht die entsprechende öffentliche Wahrnehmung", so der Projektkoordinator. Mit Hilfe des Literaturpfad-Projektes soll dieser verborgen schlummernde Schatz speziell für den Tourismus und den Bildungsbereich erschlossen werden. Insgesamt sollen acht mittelalterliche Literaten bzw. deren Texte in ihrer Herkunftsregion multimedial präsentiert werden. Ziel sei nicht zuletzt, zu zeigen, "dass sich die mittelalterliche Literatur mit Themen auseinandergesetzt hat, die für uns heute noch interessant sind und sich für viele Erfahrungen und Gefühle der Gegenwart Texte finden, die heute als 'Kraft- und Inspirationsquelle' dienen können".

Schauplätze

"Was wir machen, ist eine Art von Wegenetz über die gesamte Steiermark zu spannen, das zu den Schauplätzen der mittelalterlichen Literatur führt", sagte Hofmeister. Ausgewählt wurden geistlich klösterliche Zentren des Mittelalters wie Admont, Neuberg an der Mürz, Seckau und Vorau sowie die bereits im Mittelalter stärker weltlich ausgerichteten Schauplätze Bruck/Mur, Stattegg bei Graz, Unzmarkt/Frauenburg und Wildon. "Von einigen Standorten liegen bereits fixe Zusagen vor, wir haben aber auch noch Überzeugungsarbeit zu leisten, weil nicht alle gleich mutig sind, den Schatz zu heben", erläuterte Hofmeister den Stand der Umsetzung nach der im Vorjahr vorgelegten Machbarkeitsstudie. Die jeweils geeignetsten Wegstrecken hat Hofmeister bereits erkundet, die Wegerechte seien geklärt worden.

Jeder der acht rund einen bis zweieinhalb Kilometer langen Pfade soll aus einer unübersehbaren "Orientierungsstation" und bis zu acht "Erzählstationen" bestehen, die das Leben der mittelalterlichen Autoren und den Inhalt ihrer Texte erzählen und erläutern sollen. Für eine Station - entworfen vom Studiengang Ausstellungs- und Museumsdesign der FH Joanneum in Graz - sind rund 3.500 Euro veranschlagt. Von den literarischen Denkmälern sollen vor allem die lokale Bevölkerung, Schulen sowie der Tourismus der einzelnen Regionen profitieren. Über Sponsoren und Patenschaften sollen die jeweiligen Wege finanziert werden. (APA)