Bild nicht mehr verfügbar.

Noch vor wenigen Monaten galt WebOS als großer Hoffnungsträger bei HP.

Foto: Paul Sakuma / AP

In einem aktuellen Artikel spürt die New York Times der Frage nach, warum sich das ursprüngliche von Palm entwickelte und später von HP übernommene WebOS trotz vielversprechender erster Reaktionen nicht durchsetzen konnte. Gerade im rasanten Absturz des darauf basierenden Tablets, des HP Touchpad, sieht man eine geradezu grundlegende Lektion für die gesamte Branche.

Keine Chance

So zeigen sich im Gespräch mit der Zeitung zahlreiche ehemalige und bestehende WebOS-EntwicklerInnen davon überzeugt, dass das mobile Betriebssystem eigentlich nie eine wirkliche Chance gehabt habe. Palm sei seiner Zeit mit dem Versuch ein OS auf Basis von Web-Technologien zu bauen schlicht zu weit voraus gewesen, fasst es Paul Mercer, ehemaliger "Senior Director of Software" bei Palm zusammen.

Webkit

Gerade die frühe Entscheidung ganz auf die Open-Source-Rendering-Engine Webkit zu setzen, habe sich als Fehler herausgestellt, stimmen andere zu. Bis heute sei eine solche Lösung nicht schnell genug, um eine zu Android oder iOS vergleichbare Performance zu bieten. Zum Start des Palm Pre - des ersten Smartphones mit WebOS - habe dies noch viel mehr gegolten. Die Konsequenz daraus: Es wurden sehr viele der verkauften Smartphones wieder zurückgegeben, trotz durchwegs positive Testberichte brachen die Umsätze nach wenigen Monaten zusammen.

Engagement

Paradoxerweise stellten sich gerade die Aktivitäten von Apple und Google rund um Webkit als echter Nachteil heraus, schnappten diese Palm doch praktisch alle in diesem Bereich versierten EntwicklerInnen vor der Nase weg. Doch es gab auch eine Reihe von durchaus hausgemachten Problemen: WebOS sei in wenigen Monaten aus dem Boden gestampft worden, dies ohne Wert auf eine einfach zu nutzende Entwicklungsplattform zu setzen. Dies habe die Anwendungsentwicklung deutlich erschwert, selbst intern habe man alle Programme von Grund auf einzeln geschrieben - ohne einzelne Bauteile weiter verwenden zu können.

Fehlersuche

So manche ehemalige WebOS-EntwicklerInnen geben hierfür Palms ehemaligem Chef Jon Rubinstein persönlich die Schuld, dieser habe mit seinem Hardware-Hintergrund einfach nicht verstanden, wie ein mobiles Betriebssystem aufgebaut sein müsse, um erfolgreich sein zu können. Der endgültige Todesstoß sei dann aber die Übernahme durch HP gewesen, in deren Folge zahlreiche zentrale EntwicklerInnen WebOS den Rücken kehrten. Darunter vor allem Matias Duarte, mittlerweile als Chefdesigner für Android bei Google beschäftigt. "Er war WebOS", gibt ein ehemaliger Entwickler unumwunden zu. Nachdem Duarte gegangen war, sei ein regelrechtes Vakuum zurückgeblieben.

Flop

Nach der HP-Übernahme seien dann zwar hunderte neuer EntwicklerInnen für WebOS bereitgestellt worden - immerhin sollte das mobile Betriebssystem eine zentrale Rolle vom Smartphone bis zum Desktop-PC einnehmen - doch diese Begeisterung hielt nicht lange an. Der Hoffnungsträger - das Tablet "Touchpad"  - erwies sich als veritabler Flop, einige Monate nach dem iPad 2 auf dem Markt gekommen, löste es nur wenig Begeisterung aus. Und so wurde es gerade einmal sieben Wochen nach dem Markstart schon wieder eingestampft, die Lagerbestände abverkauft.

Ausblick

Vor wenigen Wochen folgte dann die Ankündigung, dass WebOS als Open Source freigeben werden soll. Die aktuelle HP-Chefin Meg Whitman bemühte sich dabei zu betonen, dass das Unternehmen weiterhin rund 600 Angestellte rund um WebOS beschäftige und hier auch weiter aktiv sein will. Ob - und in welcher Form - man dies einhalten wird, bleibt aber wohl abzuwarten, entscheidend wird hier eventuell sein, inwieweit sich künftig andere Unternehmen rund um WebOS engagieren. (red, derStandard.at, 02.01.12)