Suu Kyi sei in guter gesundheitlicher Verfassung, sagte der malaysische UNO-Diplomat, dem die Militärmachthaber kurz vor seiner Abreise doch noch eine dreißig Minuten dauernde Unterredung mit der Symbolfigur der burmesischen Demokratiebewegung ermöglicht hatten. Zum Ort des Treffens machte er keine Angaben. Aus Behördenkreisen verlautete, das Treffen habe in einem Gästehaus des Verteidigungsministeriums stattgefunden. Es war jedoch nicht klar, ob Suu Kyi dort festgehalten wird.
Razali verließ Burma am Dienstag, erklärte aber, er wolle sobald als möglich zurückkehren. Er hoffe und bete, dass Suu Kyi dann frei sein werde, um den Versöhnungsprozess in dem südostasiatischen Land voranzubringen. Der Sonderbeauftragte von UNO-Generalsekretär Kofi Annan hatte bereits im Jahr 2000 Gespräche zwischen Suu Kyi und der Militärregierung vermittelt. Er erreichte im Mai 2002 ihre Freilassung aus dem Hausarrest.
Richtungsstreit innerhalb der Junta
Der UNO-Beauftragte war nicht von Staatschef Generalissimus Than Shwe, sondern von dessen Stellvertreter Maung Aye empfangen worden. General Maung Aye gilt als Kopf der Hardliner innerhalb des regierenden "Staatsrats für Frieden und Entwicklung" (SPDC), wie sich die Junta offiziell nennt. In der Führung soll es wiederholt zu Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich des Umgangs mit der unterdrückten Demokratiebewegung gekommen sein. Eine starke Junta-Fraktion unter General Maung Aye soll sich allen Liberalisierungstendenzen energisch widersetzen. Maung Aye werden besonders enge Kontakte zur chinesischen Führung in Peking nachgesagt.
Blutige Zwischenfälle nach Verhaftung Suu Kyis
Suu Kyi wurde nach Darstellung der Behörden Ende Mai während einer Reise in den Norden des Landes in "Schutzhaft" genommen, nachdem es zu blutigen Zusammenstößen zwischen NLD-Anhängern und Junta-Gefolgsleuten gekommen war. Die NLD berichtete von mehr als 70 Toten bei den blutigen Zwischenfällen. Die US-Regierung hat der Junta vorgeworfen, die Zwischenfälle inszeniert zu haben.