Teheran- Iran nimmt offenbar Abstand von seiner Drohung, die Straße von Hormuz für den Öltransport zu blockieren. Gespräche darüber gehörten der Vergangenheit an, erklärte General Massoud Jazajeri von den Revolutionsgarden am Samstag auf der Website der Truppen, sepahnews.com. Der Iran verfüge aber über andere Möglichkeiten, auf westliche Aggressionen zu reagieren.

Der iranische Vizepräsident Mohamed Reza Rahimi hatte gedroht, die Seepassage angesichts einer möglichen weiteren Sanktionsrunde des Westens zu sperren. Die Straße von Hormuz liegt zwischen dem Iran und Oman und ist eine bedeutende Schifffahrtsstraße zu den Ölhäfen Irans und der Golfstaaten. Die USA sowie mehrere EU-Staaten wollen nach Sanktionen gegen die Öl-, Gas- und Petrochemie-Branchen wegen des umstrittenen iranischen Atomprogramms auch die iranischen Ölexporte mit Strafmaßnahmen belegen.

Am Samstag war bekannt geworden, dass sich der Iran zur Wiederaufnahme der internationalen Gespräche über sein Atomprogramm bereit erklärt. Teheran habe die daran teilnehmenden fünf Vetomächte des UN-Sicherheitsrates plus Deutschland (5+1-Gruppe) "offiziell" aufgefordert, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren, erklärte der iranische Chefunterhändler Said Jalili am Samstag laut Medienberichten vor den in Teheran versammelten Botschaftern des Landes.

Der iranische Botschafter in Deutschland, Ali Akbar Scheich Attar, sagte der Nachrichtenagentur Mehr zufolge, die iranische Führung werde "bald" einen Brief an die 5+1-Mächte senden, in dessen Folge neue Gespräche angesetzt würden. Der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi sagte laut der Website des iranischen Staatsfernsehens einem chinesischen Diplomaten, sein Land sei bereit, die Verhandlungen über das Atomprogramm "fortzusetzen".

Die USA sowie mehrere EU-Staaten wollen nach Sanktionen gegen die Öl-, Gas- und Petrochemie-Branchen auch die iranischen Ölexporte mit Strafmaßnahmen belegen. Teheran drohte Weihnachten damit, in diesem Fall die für Öltransporte wichtige Meerenge von Hormus zu sperren. Durch die Verbindung zwischen dem Persischen Golf und dem Arabischen Meer werden Angaben des US-Energieministeriums zufolge 20 Prozent des weltweit benötigten Öls transportiert. Deshalb hatte die Drohung an den Märkten für erhebliche Unruhe gesorgt.

Die EU reagiert vorsichtig auf die neuen Signale aus Teheran für Gespräche. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton habe schon im Oktober an Chefunterhändler Jalili geschrieben und bisher keine Antwort erhalten, erklärte ein Sprecher Ashtons am Silvestertag in Brüssel auf Anfrage.

"Wir machen mit unserem zweigleisigen Ansatz weiter und sind offen für sinnvolle Gespräche für vertrauensbildende Maßnahmen, ohne Vorbedingungen von der iranischen Seite", sagte der Sprecher. Ashton habe dies bereits mehrfach im Auftrag der Sechsergruppe klargemacht. Inmitten der jüngsten Spannungen am Persischen Golf hatte sich Teheran zur Wiederaufnahme der seit fast einem Jahr auf Eis liegenden Gespräche über sein umstrittenes Atomprogramm bereiterklärt.

Die EU hatte Anfang Dezember bei ihrem Gipfeltreffen verschärfte Sanktionen gegen Teheran in Aussicht gestellt. Die Außenminister sollten spätestens im Januar weitere Strafmaßnahmen beschließen, beschlossen die Staats- und Regierungschefs. In der EU werden schon seit längerem Öleinfuhrverbote debattiert. (APA)