Abuja - Nach den blutigen Anschlägen auf Christen während der Weihnachtstage mit Dutzenden Toten wächst in Nigeria die Sorge vor einer Spirale der Gewalt. Staatschef Goodluck Jonathan berief am Donnerstag die Chefs der Sicherheitsdienste zu einem Krisentreffen ein. Die Vereinigung der Christen Nigerias drohte mit einer "angemessenen Antwort" auf weitere Gewalt.

An der rund zweieinhalbstündigen Sitzung mit Jonathan in der Hauptstadt Abuja nahmen unter anderem der Polizeichef, der Chef der Geheimpolizei, der nationale Sicherheitsberater und der Chef des Generalstabs der Armee teil. Am Mittwoch hatte Jonathan angedeutet, Verantwortliche könnten ausgetauscht werden. Nach der Sitzung gab es aber keine Hinweise darauf, dass dies geschah.

An Weihnachten waren bei mehreren Anschlägen auf Christen in Nigeria mindestens 40 Menschen getötet worden. Zu der Anschlagsserie bekannte sich die islamistische Sekte Boko Haram. Nigeria ist der bevölkerungsreichste Staat Afrikas. Der Norden des westafrikanischen Landes ist mehrheitlich von Muslimen bewohnt, während im ölreichen Süden die Christen in der Mehrheit sind.

Seit den Anschlägen stieg die Angst vor einer Eskalation religiöser Gewalt in Nigeria merklich. Polizeichef Hafiz Ringim sagte nach dem Treffen mit Jonathan, es seien "Hunderte" Mitglieder der Boko-Haram-Sekte festgenommen und dadurch weitere Anschläge verhindert worden. Es müssten aber die Hintermänner der Taten gefasst werden.

Der Präsident der Vereinigung der Christen Nigerias, Ayo Oritsejafor, sagte vor dem Treffen mit Jonathan, die Angriffe an den Weihnachtstagen würden als "Kriegserklärung" gegen die Christen und die Einheit Nigerias betrachtet. Der Protestant kritisierte "eine Verschlechterung der Sicherheit" im Land und warf der Regierung Versagen beim Schutz von Christen vor.

"Die christliche Gemeinschaft auf nationaler Ebene wird keine andere Wahl haben, als auf angemessene Weise zu antworten, wenn es weitere Angriffe auf unsere Mitglieder, unsere Kirchen und unseren Besitz gibt", sagte Oritsejafor. Obwohl die Regierung die Täter nach eigenen Angaben kenne, seien bisher keine Verantwortlichen festgenommen worden.

Im Nordosten des Landes warfen Unbekannte in der Nacht zum Donnerstag laut Polizei und Zeugen Sprengsätze in den Biergarten sowie den Rezeptionsbereich eines Hotels und gaben Schüsse ab. Nach Angaben der Hotelleitung wurden bei dem Vorfall in der Stadt Gombe 15 Menschen verletzt. Keiner von ihnen schwebe jedoch in Lebensgefahr. (APA)