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Nikolaus Pelinka

Foto: APA/Roland Schlager

Der Punkt wird ja sein, ob sich im ORF irgendjemand etwas von Nikolaus Pelinka sagen lassen wird. Das wird ein großangelegter Test in Sachen Zivilcourage und innerer Unabhängigkeit der ORF-Mitarbeiter - ob Widerstand gegen die Maschinerie eines Kanzlers und einer SPÖ noch möglich ist, die unter Politik nahezu ausschließlich Medienmanipulation verstehen.

Pelinka, der rein optisch als Wiedergänger eines spanischen Habsburgers daherkommt (bitte googeln: Velasquez, Porträt Philipp IV. im Harnisch), soll "Büroleiter" werden. Das bedeutet im Management oft Vorbereitung von Entscheidungen und Kanalisierung des Informationsflusses zum Chef.

Im byzantinischen Machtlabyrinth der allermeisten Großorganisationen und schon gar des ORF ist das nicht Nichts. Die Journalisten des ORF wissen das natürlich und reagieren (großteils) deswegen so allergisch. Einige davon haben seinerzeit den guten Kampf gegen den schwarz-blauen Zugriff auf den ORF geführt und fragen sich, was jetzt so sehr anders ist.

Vielleicht das: Politischen Einfluss hat es immer gegeben, aber einen solchen Autoritätsverfall wohl nicht. Pelinka hat keine natürliche Autorität, kann (noch?) keine haben, und Wrabetz, der ihn sich aufs Aug‘ drücken ließ, hat dadurch immens an Autorität verloren.

Und ein Kanzler, der den Mangel an politischer Substanz mit reiner Medienpolitik wettmachen will, kann damit keine wirkliche Autorität aufbauen. (DER STANDARD, Printausgabe, 30.12.2011)