Per Jahreswechsel erhalten die in der Bundeshymne besungenen Söhne Verstärkung von großen Töchtern. Klein oder groß, das spielt bei der Polizei keine Rolle mehr, die berufliche Mindestgröße wird gestrichen. London erhält als erste Stadt das Triple-O für die dritte Austragung der Olympischen Spiele. Womit 2012 sonst noch aufwartet, lesen Sie hier.

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Politik

Wahljahr ist 2012 keines - sieht man einmal von den Gemeinderatswahlen im Burgenland, Innsbruck und Krems ab. Die nächste Landtagswahl ist regulär erst im März 2013, falls der niederösterreichische Wahltermin nicht vorgezogen wird. Und zur nächsten Nationalratswahl dauert es regulär noch 21 Monate - was allerdings Spekulationen nährt, ob Kanzler Werner Faymann sein Team nicht noch in guter Zeit auffrischen will.

Vorläufig muss aber die bestehende Regierungsmannschaft abarbeiten, was liegengeblieben ist und unter dem Krisendruck reformiert werden muss:

  • Gesundheit Die durch die eng verflochtenen Interessen blockierte Gesundheitsreform soll auf Druck der ÖVP vorangetrieben werden - Klubchef Karlheinz Kopf will hier 1,8 Milliarden einsparen.
  • Neue Steuern Das alte Streitthema zwischen den Koalitionsparteien wird im Zug der Diskussion um Schuldenbremse und Sparpaket neu aufgewärmt. Kanzler Faymann hat sich das von der ÖVP geprägte Bild vom Fass zu eigen gemacht, dessen Löcher man erst stopfen muss, ehe man oben etwas einfüllt. Daraus darf geschlossen werden: Es wird zwar gespart, neue Steuern kommen dennoch.
  • Demokratie Ein Reformpaket wird bis zur Wahl verhandelt. (cs)
Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

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Wirtschaft

Die Raucherentwöhnung wird erleichtert, Vermögen wird stärker besteuert:

  • Gewinne Ab 1. April 2012 unterliegen Gewinne aus dem Verkauf von Aktien, Anleihen und Derivaten der 25-prozentigen Kapitalertragsteuer. Bisher wurde die KESt nur fällig, wenn genannte Wertpapiere innerhalb eines Jahres nach Anschaffung verkauft wurden. Erfasst werden nur Neuanschaffungen. Gewinne aus Aktiendepots können mit Verlusten aus anderen Depots ausgeglichen werden.
  • Spenden Die Absetzbarkeit von Spenden wird erweitert. Freiwillige Feuerwehren, Umweltschutzorganisationen sowie Tierheime werden in den Kreis begünstigter Spendenempfänger aufgenommen. Die Steuerabsetzbarkeit für Kirchenspenden wird auf 400 Euro verdoppelt.
  • Antidiskriminierung Mit 1. Jänner sind auch Unternehmen, die weniger als 1001 Mitarbeiter beschäftigen (aber mehr als 500), verpflichtet, intern einen Einkommensbericht vorzulegen. Damit sollen Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen transparenter werden. Zudem werden Unternehmen, die Stelleninserate ohne Angabe des Mindestentgelts veröffentlichen lassen, gestraft.
  • Zigaretten Die Tabaksteuer und damit die Zigarettenpreise steigen mit 1. 1. ein weiteres Mal an.
  • Leichtere Wurst Eine neue Regelung gibt es im Feinkostbereich: das Wurstpapier darf nicht mehr mitgewogen werden. (szi/red)
Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Bildung

Wer 2012 in seine Bildung investieren will, kann das kostenfrei tun: Ab 1. Jänner sind Bildungsabschlüsse (Basisbildung, Hauptschule) gratis nachzuholen. Wer Schulkinder hat, kann den Ausbau ganztägiger Schulformen nützen, und wer eine neue Schule für sein Kind will, kann ab Herbst aus 264 neuen Neuen Mittelschulen wählen.

  • Viele Zahlen 2012 wird ein Mathematik-lastiges Jahr: Am 23. Mai müssen erstmals alle Schüler der achten Schulstufe ihre Mathematik-Kenntnisse bei der Erhebung der Bildungsstandards unter Beweis stellen. Auch Pisa 2012 testet im Frühjahr zum zweiten Mal nach 2003 schwerpunktmäßig die Mathe-Künste von rund 5000 Schülern der neunten Schulstufe. Und im Mai starten auch erste Schulversuche zur teilstandardisierten Mathe-Reifeprüfung.
  • Vielleicht zahlen Studierende müssen sich für das Sommersemester noch einmal voranmelden, ab Herbst wird die Inskriptionsfrist auf 5. September vorverlegt. Vielleicht, vielleicht nicht, vielleicht nicht überall werden Studiengebühren fällig sein. (nim)
Foto: Der Standard/Heribert Corn

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Kultur

Dass Maribor (Bild) - zusammen mit Guimarães, einem portugiesischen Städtchen - Kulturhauptstadt 2012 ist, hätte eine Chance sein können, die ehemals innersteirische Achse nach Graz neu zu bilden. Doch die Steiermark setzt so gut wie keine Zeichen. Zudem lässt Marburg die Chance ungenutzt, sich international vorzustellen. Das Budget wurde radikal gekürzt. Die Eröffnung findet zumindest statt - von 13. bis 15. Jänner. Im Gedenkjahr 2012 (Arthur Schnitzlers 150. Geburtstag, Johann Nestroys 150. Todestag und Charles Dickens' 200. Geburtstag) finden zudem statt:

  • Documenta Nach fünf Jahren ist Kassel wieder Nabel der Kunstwelt. Die 13. Ausgabe läuft von 9. Juni bis 16. September.
  • Architekturbiennale Venedig David Chipperfield hat die Leitung übernommen. Die Länderschau wird am 29. August eröffnet.
  • Salzburger Festspiele Neu ist nicht nur das Leitungsteam mit Alexander Pereira und Sven-Eric Bechtolf, sondern auch ein vorgezogener Beginn (20. Juli) und ein Festspielball für Betuchte. (trenk)
Foto: APA/MTI/MARTON MAGOCSI

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Verkehr

Wer mobil bleiben möchte, muss im neuen Jahr Folgendes beachten:

  • Rettungsgasse Ab Jänner ist die Bildung einer Rettungsgasse auf Autobahnen und Schnellstraßen Pflicht - und zwar nicht erst bei Stau, sondern bereits bei stockendem Verkehr. Auf zweispurigen Fahrbahnen müssen Lenker nach rechts oder links ausweichen und in der Mitte eine Gasse für Einsatzfahrzzeuge bilden. Bei mehrspurigen Abschnitten müssen Auto- und Motorradfahrer zwischen dem ganz linken und dem danebenliegenden rechten Fahrstreifen Platz machen. Wer sich nicht daran hält, muss mit 726 Euro Strafe rechnen, wer tatsächlich ein Einsatzfahrzeug behindert, blecht bis zu 2180 Euro.
  • Taxis Ab Silvester, Punkt 24 Uhr Uhr, müssen alle Wiener Taxis rauchfrei sein. Die Mitnahme von Blindenführerhunden darf nicht mehr verweigert werden.
  • Öffis Bim-, Bus- und U-Bahn-Fahren in Wien wird billiger und teurer. Die Jahreskarte kostet ab Mai 365 Euro statt bisher 449, der Einzelfahrscheinpreis steigt von 1,80 auf zwei Euro. (simo)
Foto: APA/DPA/MATTHIAS SCHRADER

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Sport

Die Skispringer haben sich laut eigenen Angaben gut vorbereitet. Beim Neujahrsspringen in Garmisch, dem ersten Sport-Event 2012, könnten bei einem österreichischen Sieg erstmals die Töchter in der Bundeshymne besungen werden. Der Sportnachwuchs kann sich bei den 1. Olympischen Jugend-Winterspielen in Innsbruck, Seefeld und Kühtai (13. bis 22. Jänner) beweisen. Spätestens am 17. Mai steht Österreichs neuer Fußballmeister fest, zwei Tage später folgt das Finale der Champions League in München. Sportfans freuen sich zudem auf zwei Highlights:

  • Fußball-EM In Polen und der Ukraine wird von 8. Juni bis 1. Juli der neue Europameister gesucht. Österreichs Nationalteam sucht nicht mit. Titelverteidiger ist Spanien, das sich im Wiener Finale vor vier Jahren gegen Deutschland mit 1:0 durchsetzte.
  • Olympische Spiele London ist die erste Stadt, die nach 1908 und 1948 zum dritten Mal Gastgeber ist. Von 27. Juli bis 12. August stehen 302 Entscheidungen an. 2008 in Peking gab es für Österreich einmal Silber und zweimal Bronze. In London will auch Judoka Ludwig Paischer (Bild) jubeln. (krud)
Foto: APA/Hans Klaus Techt

Eine Strafgesetznovelle soll vor allem den Schutz von Minderjährigen verbessern:

  • Grooming Der neue Paragraf stellt die sexuelle Anbahnung zu Unmündigen unter Strafe. Also wenn sich ein Erwachsener in einem sozialen Netzwerk als jüngere Person ausgibt, um Vertrauen aufzubauen und persönliche Treffen zu vereinbaren, bei denen es zu sexuellen Übergriffen kommt. Höchststrafe: zwei Jahre Haft.
  • Zwangsehen Delikte, die im Ausland begangen werden, etwa Genitalverstümmelung oder Zwangsehen, werden effizienter verfolgt. Künftig reicht es, wenn Täter oder Opfer die österreichische Staatsbürgerschaft haben, um belangt zu werden - auch wenn die Tat im Ausland kein Strafdelikt ist.
  • Gerichtshilfe Neben der neuen Familiengerichtshilfe (siehe Interview) werden Ombuds- stellen gesetzlich verankert. Für selbst angefertigte Aktenkopien darf gemäß VfGH ab Juli keine Gebühr mehr eingehoben werden.
  • Legal Highs Missbrauch von psychoaktiven Forschungschemikalien wird verboten. Händlern drohen zehn Jahre Haft. (simo) – (Redaktion, DER STANDARD, Printausgabe, 30.12.2011)
Foto: Der Standard/Christian Fischer