Am zweiten Weihnachtsfeiertag stieg in der ausverkauften Dvorana Podmežakla die 445. Auflage des traditionsreichsten Duells innerhalb der Erste Bank Eishockey Liga. Der Tabellennachzügler Jesenice empfing den Lokalrivalen Olimpija Ljubljana zum slowenischen "Derbi".

Foto: Drago Cvetanovic

Vor 4.200 Fans schritt Tomaž Oblak, als slowenischer Meister im Sensenmähen eine lokale Ikone, zum zeremoniellen Faceoff: Jesenice-Kapitän Tomo Hafner und der aktuell punktbeste slowenische Spieler in der Liga, Aleš Mušič, standen einander gegenüber.

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Schon in der zweiten Spielminute konnten die Gastgeber erstmals jubeln: Der Finne Antti Pusa (23), einer der kostengünstigsten Imports der gesamten Liga, erzielte im Powerplay seinen neunten Saisontreffer. Er bezwang Olimpijas Schlussmann Jean-Philippe Lamoureux mit einem verdeckten Wristshot.

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Das Duell der Kapitäne: Andrej Tavželj (Jesenice) verfolgt von Žiga Pance (Olimpija). Verteidiger Tavželj erhöhte in der 18. Minute mit einem satten Schlagschuss fast von der Mittellinie aus auf 2:0, Flügelstürmer Pance erhielt in der hitzigen Schlussphase nach einer Attacke gegen den Schiedsrichter eine Matchstrafe und sieht einer längeren Sperre entgegen.

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Im zweiten Spielabschnitt konnte der Hauptstadt-Klub das Spiel drehen: Erik Pance und John Hughes (Bild) sorgten für den Ausgleich, mit der Schlusssirene erzielte Aleš Mušič sogar die Führung für Olimpija. Die Schiedsrichter mussten dabei erst den Videobeweis zu Rate ziehen, um festzustellen, ob der Treffer noch innerhalb der Spielzeit erzielt wurde.

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Olimpijas John Hughes (23), bereits im Vorjahr viertbester Scorer des EBEL-Grunddurchgangs, drückte dem Spiel in den zweiten zwanzig Minuten mit einem Treffer und einer Vorlage seinen Stempel auf. Insgesamt sammelte der Kanadier, hier im Duell mit Tomo Hafner, an diesem Abend drei Punkte.

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Zu Beginn des Kalenderjahres kam der tschechische Goalie Michal Fikrt (29) nach Jesenice, wo er auf Anhieb zum Publikumsliebling avancierte. Seinen niedrigen Gegentorschnitt aus der letzten Saison (2,81) konnte er heuer (4,16) nicht halten, gerade vor heimischem Publikum ist er jedoch stets für einen spektakulären Auftritt gut. Auch im 445. „Derbi“ glänzte der Showman mit  Flugeinlagen und eindrucksvollen Paraden.

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Fikrts Gegenüber, der US-Amerikaner Jean-Philippe Lamoureux (27), gehörte im bisherigen Saisonverlauf zu den stärksten Torhütern der Liga, hatte im Dezember jedoch mit großen Formschwankungen zu kämpfen. In Jesenice erwischte er einen rabenschwarzen Tag und sah bei mehreren Gegentreffern alles Andere als gut aus.

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Nach der niedrigsten Zuschauerzahl seiner EBEL-Geschichte im letzten Heimspiel gegen Székesfehérvár (887) konnte sich der HK Jesenice gegen Olimpija zum ersten Mal in dieser Saison über eine ausverkaufte Dvorana Podmežakla freuen: 4.200 Fans sorgten für eine fantastische Atmosphäre und trugen die nominell deutlich unterlegene Heimmannschaft förmlich zum fünften Sieg in den jüngsten sechs Heim-Derbys.

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In den Schlussminuten drängte der Favorit aus Ljubljana vehement auf den Ausgleich, Brock McBride gelang dieser letztlich auch - allerdings Sekundenbruchteile nach Ablauf der Spielzeit. Erst nach minutenlangen Beratungen des Schiedsrichter-Quartetts wurde dem Treffer die Anerkennung verwehrt. Jesenices achter Saisonsieg im 31. Spiel.

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Großer Jubel auf den Tribünen und ebenso am Eis: Jesenices junge Mannschaft - Durchschnittsalter an diesem Abend 22,95 Jahre - feierte den Derbysieg wie den Gewinn der Meisterschaft. Der finanziell arg gebeutelte Klub aus der Gorenjska kämpft seit Wochen gegen den drohenden Konkurs, der Triumph über den Lokalrivalen war Balsam auf die geschundenen Seelen in einer der traditionsreichsten Eishockeystädte der Liga.

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Seit Monaten erhalten Jesenices Spieler ihre Gehälter nur unvollständig und verzögert, in den letzten vier Wochen sammelten die Fans daher Spenden, die im Anschluss an das "Derbi" an die Cracks übergeben wurden. Kapitän Andrej Tavzelj übernahm stellvertretend für sein Team den Scheck über beachtliche 13.016 Euro. Theateraufführungen, Benefizspiele, Curlingturniere, Trikotauktionen - der Anhang der Stahlstädter bewies beim Fundraising Kreativität. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 28.Dezember 2011)

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