Unter Alkoholeinfluss sitzt die Geldbörse beim Online-Shopping lockerer, darauf haben es einige Händler abgesehen.

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In teuren Boutiquen wird zahlungskräftigen Kunden gerne mal ein Gläschen Sekt kredenzt, damit die Geldbörse lockerer sitzt. Bei Online-Shops kann es natürlich noch schneller passieren, dass man beschwipst auf virtuelle Einkaufstour geht. Ob man nun zu Hause eine Flasche Wein köpft und im Dusel Antiquitäten auf eBay ersteigert oder im Bierrausch in einer Bar vom Smartphone aus eine (in dem Moment) unbedingt benötigte Kollektion neuer Handy-Hüllen ordert. Die New York Times will darin gar einen Trend erkannt haben, den Online-Händler ausnutzen.

Sonderangebote nach 18 Uhr

Einer Studie der Preisvergleichsseite Kelkoo zufolge soll fast die Hälfte der Briten nach Alkoholgenuss schon einmal online eingekauft haben. Sicher sein können sich die Anbieter natürlich nicht, ob ihre Kundschaft nun nüchtern oder angeheitert bestellt. Doch es soll Indizien geben - Kundenberichte und Seitenzugriffe zu späteren Uhrzeiten etwa. Und auf diese Kundschaft würden einige Händler nun ihre Promotion abstimmen - beispielsweise Sonderangebote, die nur im Zeitraum zwischen 18 Uhr 21 Uhr gelten und ähnliches.

Händler kennen ihre Kunden

So stimmt etwa der Online-Händler Gilt Groupe sein Angebot auf die höheren Zugriffe ab 21 Uhr ab. Dort hofft man, dass der Alkoholeinfluss zu "gesunden Impuls-Käufen" veranlasse. Auch auf eBay ist zwischen 18.30 und 22.30 die geschäftigste Zeit. In erster Linie freilich, weil die meisten User dann von der Arbeit nach Hause kommen. eBay Mobile Vice President Steve Yankovich ist aber ebenfalls sicher, dass Alkoholgenuss in dieser Zeit auch ein Kauffaktor ist. Generell nehme das nächtliche Online-Shoppen zu, wie man etwa auch beim E-Commerce-Anbieter ChannelAdvisor oder beim Shopping-TV-Sender QVC bemerkt habe.

Problematisch

Dem Thema Alko-Shopping hat sich auch Nancy Puccinelli von der Oxford Saïd Business School gewidmet. Einerseits könne die Kombination Alkohol und Shoppen die Stimmung der Kunden heben und so zur Entspannung beitragen. Andererseits sei das Urteilsvermögen getrübt. Mit gespeicherten Kreditkarteninformationen und Passwörter sei es auch im betrunkenen Zustand leicht, etwas zu kaufen, über das man nüchtern wohl zweimal nachdenken würde. Und bei virtuellen Einkaufswägen verliere man schnell den Überblick und das Gefühl dafür, was man nun tatsächlich einkauft. Man vergesse schnell, dass man tatsächlich Geld ausgibt, warnen auch Psychologen. 

Zahlungsdaten nicht speichern

In einem Geschäft werden offensichtlich betrunkene Personen gebeten zu gehen - schließlich wünscht kein Inhaber eventuelle Schäden durch eine torkelnde Kundschaft. Im Online-Shop hingegen können Schnapsnasen nichts ruinieren, abgesehen von ihrer finanziellen Situation. Wer also schon einmal von einer Lieferung nach einer nächtlichen Shopping-Tour (böse) überrascht wurde, sollte vielleicht überlegen, ob es eine gute Idee ist, Zahlungsdaten permanent in diversen Shops zu speichern. (br)