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Dwyane Wade, Guard der Miami Heat überspringt Dallas-Foreward Dirk Nowitzki (li).

Foto: Reuters/Stone

Dallas - Dirk Nowitzki kauerte fassungslos auf der Bank, auf der Tribüne schüttelte Besitzer Mark Cuban immer wieder ungläubig den Kopf: Die Dallas Mavericks sind mit dem befürchteten Desaster in die neue Saison der NBA gestartet. Und es fiel für den amtierenden Champion weit schlimmer aus, als es das 94:105 gegen die Miami Heat erahnen lässt.

"Bei uns hat es in allen Belangen gemangelt. So kann man kein Spiel gewinnen", sagte Nowitzki nach der Pleite in der ersten Neuauflage des Vorjahres-Finals, die zeitweise einer Lehrstunde gleich kam. Die Heat übernahmen angeführt vom überragenden LeBron James (37 Punkte) sofort die Regie. Dallas war über weite Strecken der Partie absolut chancenlos und nicht mehr als ein Sparringspartner für die in jeder Hinsicht überlegenen Gäste. 62:41 hieß es zur Halbzeit, in der Anfangsphase des dritten Viertels zog Miami bis auf 35 Punkte davon. Erst im letzten Viertel, als auf beiden Seiten weitestgehend die zweite Garde auf dem Parkett stand, gelang den Mavericks mit einem 29:8-Lauf Schadensbegrenzung.

Überdeutlich wurde, dass die Transferpolitik des schwerreichen Klubchefs Cuban während der kurzen Vorbereitungsphase auf die wegen des Lockouts mit zwei Monaten Verspätung angelaufene Saison verfehlt war und eine zutiefst verunsicherte Truppe hinterlassen hat. Ein halbes Dutzend Spieler aus dem Meisterteam ließ Cuban ziehen, um im Gehaltsgefüge Platz für die Verpflichtung eines Topstars im kommenden Sommer zu schaffen. Vermisst wurden gegen Miami vor allem Center Tyson Chandler (jetzt New York Knicks) und Guard J.J. Barea (Minnesota Timberwolves). Ohne Chandlers Wucht sah Dallas defensiv ganz alt aus, ohne die Nadelstiche des flinken Barea fehlten der Offensive die Ideen.

Von den Neuzugängen enttäuschten gegen Miami vor allem die namhaften Routiniers. Vince Carter (34), wegen seiner überragenden Sprungkraft bei den Toronto Raptors einst "Air Canada" getauft, hat nahezu sämtliche Athletik eingebüßt. Lamar Odom (32), zweimal Meister mit den Los Angeles Lakers, war mit nur vier Punkten in 13 Minuten ein Totalausfall, ehe er sich mit dem zweiten Technischen Foul verabschiedete.

Weil auf dem Spielermarkt der vertragslosen Free Agents gerade auf der Center-Position nur noch Ramschware wie Ex-Maverick Erick Dampier zu binden ist, scheint Mavs-Coach Rick Carlisle personelle Nachbesserungen abgehakt zu haben. "Wir müssen dieses Team zu einer Einheit schmieden. Und um ehrlich zu sein: das wird nicht einfach sein", sagte Carlisle.

Ein Krimi lief im Madison Square Garden. Die New York Knicks setzten sich gegen die Boston Celtics knapp mit 106:104 durch. Die Gastgeber wurden vom überragenden Carmelo Anthony (37 Zähler, 17 davon im Schlussviertel) angeführt. Amar'e Stoudemire verbuchte 21 Punkte, während Tyson Chandler, Neuzugang aus Dallas, mit sechs blockierten Würfen seine Qualitäten in der Defensive bewies. Der ohne den an der Ferse verletzten Kapitän Paul Pierce angetretene Rekordmeister hatte in Rajon Rondo (31 Punkte, 13 Assists) seinen stärksten Akteur.

In L.A. bestritt Kobe Bryant als nunmehriger Rekordhalter sein bereits 14. "Christmas Game". Ein Happy End für seine Lakers gab es nicht, weil die Chicago Bulls in der Schlussminute einen 81:87-Rückstand noch in ein 88:87 verwandelten. Derrick Rose (22 Punkte), MVP der vergangenen Saison, scorte 4,8 Sekunden vor Schluss zum Endstand. Bryant (28 Zähler) wurde bei seinem letzten Wurf von Luol Deng (21 Punkte) geblockt.

Chris Paul (20 Punkte, 9 Assists) gestaltete sein Debüt im Dress der L.A. Clippers beim 105:86 über die Golden State Warriors höchst erfolgreich. Oklahoma City Thunder kam zu einem ungefährdeten 97:89 über Orlando Magic. Kevin Durant markierte 30 Punkte der Sieger.

Großen Ärger hatten zum Saisonstart zahlreiche "NBA League Pass"-Besitzer - und das wohl nicht nur in Österreich. Die Verbindung, um die Spiele etwa am PC live zu verfolgen, klappte am Christtag entweder überhaupt nicht oder nur fallweise bzw. mit teils langen Unterbrechungen. Und das bei einem Preis von 219,99 US-Dollar (168,48 Euro) für die verkürzte Saison. (sid/APA/red)

Ergebnisse vom Sonntag: New York Knicks - Boston Celtics 106:104, Dallas Mavericks - Miami Heat 94:105, L.A. Lakers - Chicago Bulls 87:88, Oklahoma City Thunder - Orlando Magic 97:89, Golden State Warriors - L.A. Clippers 86:105