Nichts soll es mit Android 4.0 für das Galaxy S von Samsung werden - wegen Touchwiz und Co.

Grafik: Google / Samsung

War es in den USA das Motorola Droid, das den großen Durchbruch von Android als mobiles Betriebssystem eingeläutet hat, kann sich in Europa und Asien vor allem Samsungs Galaxy S diese Position auf die Fahnen heften. Bis heute an die 20 Millionen mal verkauft, gehört es zweifelsfrei zu den erfolgreichsten Smartphones aller Zeiten. Und doch: Hersteller Samsung denkt nicht daran, das einstige Topmodell mit dem aktuellen Android 4.0 zu versehen, wie das Unternehmen vor einigen Tagen klarstellte.

Ärgerlich

Eine Ankündigung, die gleichermaßen für Verwunderung als auch Empörung sorgt. Schließlich wird das - aus einer Hardwareperspektive praktisch baugleiche - Nexus S doch bereits seit einigen Tagen mit dem "Ice Cream Sandwich" beliefert. Der entscheidende Unterschied liegt bei der Softwareausstattung, die beim Nexus S - wie für die Nexus-Serie gewohnt - direkt von Google, beim Galaxy S von Samsung kommt - und genau hier ist auch das Problem zu suchen.

Argumente

Wie der Hardwarehersteller über sein eigenes Blog ganz offen bekennt (Anm: hier eine Übersetzung), sind es nämlich die eigenen Modifikationen an Android, die das Update unmöglich machen. Laut Samsung wäre das Galaxy S nicht mit genügend RAM und internem Speicherplatz ausgestattet, um zusätzlich zum deutlich umfangreicheren Android 4.0 auch noch die eigenen Touchwiz-Oberfläche und andere "Experience-verbessernde" Funktionen zu beherbergen. Mit letzterem meint man vor allem zusätzliche Apps wie die Programme diverser Netzanbieter oder auch die in einigen Märkten mitgelieferte Software zur Videotelefonie oder für mobiles Fernsehen. Die gleichen Argumente nennt man übriges auch als Grund, warum das erste Android-Tablet von Samsung - das Galaxy Tab - ebenfalls kein Update erhalten soll.

Petition

Während man bei Samsung die ganze Affäre mit dieser Erklärung als abgehandelt betrachtet, wollen sich zahlreiche NutzerInnen nicht so ohne weiteres mit dieser "Erklärung" zufrieden geben. So wurde beispielsweise bereits eine Petition gestartet, um Samsung dazu zu bewegen, das Galaxy S einfach mit einem unmodifizierten Android 4.0 zu aktualisieren.

Vorgeschichte

In der Vergangenheit sah sich schon HTC mit einer sehr ähnlichen Situation konfrontiert, obwohl Googles Nexus One und das HTC Desire praktisch idente Geräte waren, wollte man zunächst kein Update für das Desire abliefern - dies mit sehr ähnlichen Argumenten, wie sie nun von Samsung vorgebracht werden. Nach dem Protest der NutzerInnen entschied man sich dann doch noch für ein Update - mit einer abgespeckten Version der eigenen Sense-Oberfläche.

Vertrauensverlust

KritikerInnen sehen in der aktuellen Ankündigung aber auch ein grundlegendes Vertrauensproblem für Samsung. So fragt man etwa bei The Verge, wie man sich bei Samsung vorstellt, die eigenen KundInnen zu behalten, wenn man an diesen so dermaßen offensichtlich in jenem Moment das Interesse verliert, in dem der Kauf des Geräts abgewickelt ist. Immerhin sei das Galaxy S in vielen Ländern noch vor wenigen Monaten das Top-Gerät von Samsung gewesen. Apple, Microsoft - aber auch Google selbst mit seiner Nexus-Linie - hätten längst kapiert, wie wichtig es ist, bestehende NutzerInnen langfristig zu supporten - um mit dem daraus resultierenden Vertrauen neue KundInnen anzuziehen. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 26.12.11)