Ingo Vogls Programm "G'sundheit" widmet sich nicht nur der körperlichen Gesundheit, sondern auch vielen anderen Wehwehchen der Konsumgesellschaft.

Foto: Ingo Vogl

Salzburg - Speziell zur Weihnachtszeit beschäftigen sich heimische Kabarettisten gern mit den Wehwehchen unserer satten Konsumgesellschaft. Der Zwang zum Einkaufen kann schnell einmal pathologische Züge annehmen und zu diversen Siechtümern führen. Ein Fall für Kabarettisten wie den ausgebildeten Psychotherapeuten Bernhard Ludwig, der Wuchteln über Herzinfarkt oder Diätwahnsinn mit Fachwissen unterfüttert.

In Salzburg führt Ingo Vogl eine kabarettistisch-medizinische Praxis, Freitagabend ordiniert er im Kultur- und Kommunikationszentrum Mark. In mehrfacher Hinsicht ein idealer Ort für sein aktuelles Programm G'sundheit. Hier trägt das Programm dann auch den Titel VerMARKtet, geschuldet der schlechten Verfassung des sozialen Jugendzentrums: erzwungener Auszug, ewige Herbergssuche und "Zwischenlösung", die Anrainern und Politikern das Geimpfte aufgehen ließ - als hätten die vorwiegend jungen Gäste des Mark allesamt ansteckende Krankheiten wie Lepra oder die Cholera.

Dabei ging es zumindest vordergründig um das potenziell Tinnitus fördernde Tonstudio und den Proberaum - bis zum Umbau eines Gebäudes in der Salzburger Industriezonenperipherie. Dort ist man nun eingezogen, aber noch immer fehlen 21.000 Euro von Stadt und Land Salzburg zur Begleichung der Investitionskosten. Lassen Sie Ihr Geld arbeiten, lautet denn auch der Untertitel des Abends. Angesichts der Mark-Kundschaft veritables "Realkabarett", sind es doch nicht unbedingt die Spitzenverdiener mit Konten in Liechtenstein oder der Schweiz, die es frequentieren. Möglicherweise aber einige von den 100. 000 Österreichern, die laut Schätzungen der Armutskonferenz derzeit keine Krankenversicherung haben. Genug Stoff für den Sozialarbeiter Ingo Vogl. Die Eintrittspreise sind übrigens sozial gestaffelt. (Gerhard Dorfi / DER STANDARD, Printausgabe, 23.12.2011)