Max Schrems schreibt lieber Anzeigen als Seminararbeiten.

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"Wiener Studenten zwangen Facebook in die Knie": So titelte Max Schrems die Mail seiner Initiative "Europe versus Facebook", als Irlands Datenschützer am Donnerstag ihren Bericht über das soziale Netzwerk vorlegten, das in Dublin sein europäisches Hauptquartier hat. Darin verlangten die Datenschützer eine Reihe von Änderungen der Benutzungsbedingungen.

"Ich sehe das sportlich wie ein Spiel, wie Wuzeln, aber halt juristisch."

Auch wenn viele Medien bereitwillig die Schlagzeile übernahmen: Als Bezwinger von Facebook oder gar von Mark Zuckerberg, dem nur wenig älteren CEO, sieht sich der 24-jährige Student nicht. Er selbst, "ganz single", verwendet das soziale Netzwerk seit drei Jahren, findet es "cool" und wird es auch weiter benutzen, sagt er bei einem Kaffee in seinem Stammlokal Café Ritter. "Ich sehe das sportlich wie ein Spiel, wie Wuzeln, aber halt juristisch."

Auslandssemester

Begonnen hat alles im Frühjahr 2011, als Schrems ein Auslandssemester an der Santa Clara University südlich von San Francisco verbrachte. Ein Facebook-Mitarbeiter hielt einen Gastvortrag, "das war nichts Besonderes, die sind dort ein Local Business". Besonders war aber für Schrems, dass "der Mann keine Ahnung von Datenschutzrecht hatte, schon gar nicht von europäischem". Die Neugier war geweckt, die mithilfe von Freunden in 22 Anzeigen bei der irischen Datenschutzbehörde mündete. Das sei spannender gewesen, "als bloß ein weiteres Paper über Datenschutz zu schreiben, das nichts bewirkt".

"Posterboy"

Den vorübergehenden Ruhm nimmt er "gelassen, obwohl er nie "Posterboy" für das Anliegen sein wollte. Aber er habe gelernt, dass die Initiative ein Gesicht brauche, das eigentliche Interesse gelte ohnehin Facebook und Zuckerberg. Eine Unterstützung für eine spätere Karriere, was ihm oft unterstellt werde, sei die Aktion nicht: Anwälte stünden potenziell auf der Seite von Unternehmen wie Facebook und nicht auf der des Datenschutzes. Wo er sich schon zuvor hervortat - mit einem Buch über Videoüberwachung.

" Aber furchtbar grantig werd ich, wenn Leute schlecht behandelt werden, die sich nicht wehren können."

Aber in die Anwaltei treibt es den Sohn einer gelernten Juristin, der die diplomatische Akademie verweigert wurde und die heute ein Schmuckgeschäft in Salzburg hat, ohnehin nicht. Eher auf die Universität, wäre da nicht das Elfenbeinturmproblem und er ein Anhänger davon, "etwas Praktisches zu machen". Vom Ziehvater, einem Rechtsanwalt, kommt der Gerechtigkeitssinn. "Selbst kann ich mir eh helfen. Aber furchtbar grantig werd ich, wenn Leute schlecht behandelt werden, die sich nicht wehren können." (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 23.12 2011)