Ein Hotelier machte aus der "Straße" eine "Promenade"

Foto: Rottenberg

Arlberg - Stuben gegen St. Anton, das ist zwar nicht "wahre Brutalität", aber doch ein bisserl eine Konkurrenzgeschichte. Schließlich wurde Hannes Schneider, der gemeinhin als "Vater des modernen Skilaufens" gilt, 1890 in Stuben geboren. Er gründete Österreichs erste Skischule - in St. Anton. Ab 1920 revolutionierte er das Skifahren und lehrte den Stemmbogen. Freilich nur bis 1938: Schneider weigerte sich, nur Arier zu unterrichten, verbot NS-Propaganda und feuerte einen Skilehrer, der NSDAP-Mitglied war. Er wurde inhaftiert, konnte aber in die USA emigrieren, wo er 1955 starb.

Zurück in die Gegenwart und auf den Arlberg: 2006 irritierte es Junghotelier Markus Kegele, dass Stuben diesen großen Sohn nicht groß auf seine Fahnen schreibt. Kurzerhand änderte er im Briefkopf seines Hotels "Mondschein" die Adresse: aus "Hauptstraße" wurde "Hannes-Schneider-Promenade".

Stuben hat de facto nur eine Straße, dass diese "Hauptstraße" heißt, verrät kein einziges Straßenschild. Nach und nach begannen auch andere Stubener den inoffiziellen Straßennamen zu verwenden - und heute sind alle happy. Fast alle: Winterurlauber, die in ihr Navi "Hannes-Schneider-Promenade" eintippen, schlägt das Gerät als Alternative eine "Hannes-Schneider-Gasse" vor. Doch mit der als Zielort kommen die Gäste nie in Stuben an - sondern in St. Anton. (rott, DER STANDARD Printausgabe, 22.12.2011)