Riad/Wien - Der Aufruf König Abdullahs von Saudi-Arabien, die Staaten des Golfkooperationsrats (GCC) sollten eine "einzige Einheit" bilden, wird von diesen positiv aufgenommen - auch wenn Details noch fehlen. Klar ist allerdings der Adressat des geplanten Zusammenrückens der sechs arabischen Golfländer: Iran. Abdullah begründete seine Initiative damit, dass "Sicherheit und Stabilität bedroht" seien.

Der GCC (Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Vereinigte Arabische Emirate, Katar und Oman) wurde 1981 gegründet, schon damals aus dem Wunsch nach einem einheitlichen Auftreten gegenüber der jungen und aggressiven Islamischen Republik Iran heraus. Das heißt, der GCC hat von Anfang an ein starkes Element der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik, das nun weiter gestärkt werden soll. Die wirtschaftliche Integration ist auf Schiene, wenngleich langsam, die politische bisher inexistent.

Der gemeinsame Verteidigungspakt wurde im März aktiviert, als saudi-arabische Truppen dem sunnitischen Königshaus in Bahrain gegen einen schiitischen Aufstand zu Hilfe eilten, der als iranische Machination empfunden wurde. Neben Bahrain fühlt sich auch Kuwait mit seiner etwa 30-prozentigen schiitischen Minderheit besonders exponiert: wegen der Nähe zum Iran, aber auch dem schwierigen Verhältnis zum Irak, in dem nach dem Abzug der US-Truppen der iranische Einfluss steigen wird.

Die Beziehungen Saudi-Arabiens zum Irak sind schlecht, noch immer hat Riad keinen Botschafter in Bagdad. Der Haftbefehl gegen den arabisch-sunnitischen Vizepräsidenten Tarik al-Hashimi wird als eine antisunnitische Aktion des schiitischen Premiers Nuri al-Maliki empfunden. Aber auch Syrien und der Libanon sind Territorien, auf denen der Machtkampf mit Teheran ausgetragen wird. Die weitgehend undemokratischen GCC-Länder unterstützen daher den Aufstand in Syrien.

Ein angenehmer Nebeneffekt einer GCC-Union für Saudi-Arabien wäre wohl, dass Katar, das trotz seiner Kleinheit eine unabhängige aktive Politik in der gesamten Region betreibt, besser kontrolliert werden könnte. Im Verbund mit Saudi-Arabien würde es wieder auf seine faktische Größe schrumpfen.

Versuche, die als systemverwandt betrachteten Monarchien Marokko und Jordanien in den GCC einzubinden, dürften im Moment nicht mehr prioritär sein. Noch viel interessanter wäre für den GCC Ägypten, allein wegen seiner riesigen Armee. Ägyptische Medien berichten von den finanziellen Zuwendungen, die die ägyptischen Wahlen dominierenden islamistischen Parteien aus Saudi-Arabien erhalten. (Gudrun Harrer, DER STANDARD-Printausgabe, 22.12.2011)