Kakteen zum Viagra-Jubiläum, ein Kleid zur Salatlüge, Strick-Organe als Sinnbild einer verweichlichten Gesellschaft - Die deutsche Künstlerin Sarah Illenberger stellt Alltagsgegenstände in neue Sinn-Zusammenhänge

Sarah Illenbergers Bilder erzählen Geschichten zwischen Fotografie, Kunst und Grafikdesign. Die Bildsprache der in Berlin lebenden Illustratorin und Designerin steht für eine zeitgemäße visuelle Übersetzung von Inhalten, Daten und Ideen in humorvolle wie anschauliche Bildwelten. Ihr Schwerpunkt liegt in dreidimensionalen Collagen, ebenso entwirft sie Objekte, die Alltagsgegenstände in einen neuen Sinn-Zusammenhang stellen.

Das Ei im Ei nach dem Matrioschka-Prinzip und der Artischockenpinsel sind Werke aus dem Jahr 2010.

Aus Sarah Illenberger, copyright Gestalten 2011

Diesen Herbst ist die erste Monografie der in Berlin lebenden Künstlerin Sarah Illenberger im gestalten Verlag erschienen. Sie versammelt neben Auftragsarbeiten für internationale Magazine, Brands und Unternehmen wie Vanity Fair, Time Magazine, Süddeutsche Zeitung, Wallpaper und Nike auch aktuelle freie Projekte und Designs.

Das Thema Vergänglichkeit zieht sich durch das Werk der 35-Jährigen. Lebensmittel verrotten, Blumen und Blätter zerfallen. "Organ-ics (ein bisschen Gras muss sein)" ist ein Auftragswerk für das SZ-Magazin 2009.

Aus Sarah Illenberger, copyright Gestalten 2011

Wortspiele und Doppeldeutigkeiten fließen in Illenbergers Objekte ein: Das Feuerzeug entfacht Chilis, die "Granate" ist Frucht mit Zeitzünder zugleich, betitelt mit "Fruit of the Boom".

Aus Sarah Illenberger, copyright Gestalten 2011

Illenberger übersetzt die großen und kleinen, abstrakten und komplexen Themen und Probleme unserer Zeit in pointierte und prägnante visuelle Formen mit konzeptioneller Stärke, visueller Intensität und räumlicher Raffinesse.

Das Kleid aus Salat war ein Auftragswerk zum Thema Modegemüse (Neon 2009), links die "Salatlüge" (SZ-Magazin 2006).

Aus Sarah Illenberger, copyright Gestalten 2011

Ihre akribisch und mit Liebe zum Detail gestalteten Arbeiten, die sie unter Verwendung von einfachen Materialien und alltäglichen Haushaltsgegenständen wie Papier, Lebensmitteln, Textilien, und Holz kreiert, zeigen scheinbar bekannte ikonografisch aufgeladene Formen und Zusammenhänge aus neuen Blickwinkeln.

Anlässlich des zehnjähigen Jubiläums von Viagra 2008 entwickelte Illenberger eine Kakteen-Serie für das Vanity fair Magazine.

Aus Sarah Illenberger, copyright Gestalten 2011

Statt Dingen und Themen künstlich eine Bedeutung überzustülpen, schält Sarah Illenberger in ihren Stillleben in analoger Handarbeit den Sinn frei, der unter der Oberfläche des flüchtigen und routinierten Alltagsblicks verloren gegangen ist. Die Bilder ihrer aus flauschiger Wolle gestrickten menschlichen Organe - "Soft-Boiled -völlig weichgekocht" -  illustrierten eine Geschichte im SZ-Magazin 2009 zum Thema verweichlichte Gesellschaft und gingen um die Welt.

Aus Sarah Illenberger, copyright Gestalten 2011

Sarah Illenberger
128 Pages, Language: English
ISBN: 978-3-89955-385-7
€19.90
Verlag: gestalten

(red, derStandard.at)

Aus Sarah Illenberger, copyright Gestalten 2011