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Wien - Die Konjunktur-Aussichten für das kommende Jahr sind alles andere als rosig. Das Wirtschaftswachstum in Österreich wird im kommenden Jahr stark einbrechen, übernächstes Jahr soll es aber wieder zumindest halb so stark zulegen wie heuer. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) rechnet 2012 mit einer Stagnation der Wirtschaftsleistung. Aufgrund der Staatsschuldenkrise im Euro-Raum sehen sich viele EU-Länder veranlasst, ihre Sparbemühungen deutlich zu verstärken, um die Zinsbelastung ihrer öffentlichen Haushalte nicht noch weiter steigen zu lassen. Dies wird in den kommenden Jahren die Binnennachfrage im Währungsgebiet dämpfen, heißt seitens des Wifo. Während der Euroraum 2013 von einer stärkeren Weltwirtschaftsdynamik profitieren werde, würden die Sparbemühungen der öffentlichen Haushalte das Wachstum weiterhin dämpfen.  Besonders der restriktive wirtschaftspolitische Kurs von Österreichs zweitwichtigstem Handelspartner Italien werde die heimische Wirtschaft treffen.

Das Wifo geht davon aus, dass die österreichische Wirtschaft 2012 nur mehr um 0,4 Prozent expandieren wird, für 2013 erwarten die Wirtschaftsforscher einen Anstieg des BIP mit real 1,6 Prozent. Das Institut für Höhere Studien (IHS) sieht die Wirtschaft 2012 immerhin um 0,8 Prozent wachsen, 2013 um 1,9 Prozent. Der heimische Export werde mit einem Wachstum von real 2,8 Prozent weniger Impulse liefern. Sinkende Rohstoffpreise dürften laut Wifo auch die Inflation im Laufe des Jahres 2012 auf etwa zwei Prozent drücken. Auch auf dem Arbeitsmarkt werde sich die Abschwächung der Konjunktur bemerkbar machen, das Beschäftigungswachstum dürfte sich auf 0,6 Prozent verlangsamen. Die Arbeitslosenquote hingegen werde mit knapp über sieben Prozent wieder ähnlich hoch sein wie im Krisenjahr 2009.

Schuldenkrise bremst Investitionen

In Mitleidenschaft gezogen wird die Realwirtschaft 2012 durch die Schuldenkrise, wodurch die Investitionstätigkeit stark gebremst wird und die Konsumfreude leidet. Wegen der Konsolidierungsbemühungen der öffentlichen Haushalte kann die Fiskalpolitik aber nicht expansiv gegensteuern. Ohne glaubhafte Konsolidierung könnten Vermögens- und Vertrauenseffekte sogar zu einer Rezession führen, warnt das IHS.

Aus dem Euroraum und von der Weltwirtschaft kommen deutlich schwächere Impulse als zuletzt. Das Wifo erwartet, dass die Wirtschaftsleistung in der Eurozone 2012 stagniert und - wegen der Sparbemühungen der Staaten - auch 2013 nur um 1,3 Prozent wächst: "Einschnitte im Sozialsystem und steigende Steuerlast werden die Binnenkonjunktur im Euro-Raum belasten", betonen die Experten.

Die schon seit Sommer spürbare Abkühlung der Weltwirtschaft wird sich in den kommenden Monaten fortsetzen, meint das Wifo. Das weltweite BIP-Wachstum dürfte sich daher 2012 real von 3,8 auf 3,2 Prozent abschwächen, 2013 aber wieder auf 4,2 Prozent zulegen. Den Welthandel sieht das Wirtschaftsforschungsinstitut 2012 nur noch um 4,2 Prozent wachsen, nach 6 Prozent heuer und sogar 15 Prozent 2010; für 2013 wird eine Erholung auf +6,5 Prozent gesehen.

Drei Milliarden sparen

Wifo-Chef Karl Aiginger wünscht sich für die Budgetkonsolidierung ein Volumen von 3 Mrd. Euro, wobei von dieser Bruttosumme aber gleich wieder eine Milliarde für Wachstums-Investitionen verwendet werden sollte, aber auch für eine Entlastung des Faktors Arbeit. Die Konsolidierung dürfe nicht linear vorgenommen werden - "Loipersdorf war ein falscher Ansatz" - und dürfe "nicht schädlich fürs Wachstum sein", betonte der Wifo-Chef am Mittwoch bei der jüngsten Prognose-Vorlage. Das Defizit dürfte heuer mit 3,3 Prozent des BIP deutlich unter den ursprünglichen Erwartungen (3,9 Prozent) liegen.

Steuererhöhungen lehnen sowohl Aiginger als auch IHS-Chef Bernhard Felderer ab - und beide betonten, dass der "allergrößte" Teil der Konsolidierung ausgabenseitig erfolgen sollte. "Ich will Wachstum, Beschäftigung, keine Erhöhung der Steuerquote, aber eine faire Verteilung der Lasten", betont der Wifo-Chef: Unternehmens- oder Umsatzsteuer zu erhöhen wäre ein Unsinn." Höhere Steuern für Firmen, etwa eine Anhebung der Körperschaftssteuer (KÖSt) würde die Konjunktur am stärksten dämpfen, warnt Felderer. Substanzsteuern lehne das IHS grundsätzlich ab, außer es handle sich um Grundsteuern - obwohl es auch dort Fluchtmöglichkeiten etwa über Belehnungen gebe. (APA/rom, derStandard.at, 21.12.2011)