Auch in diesem Jahr, einem Jahr der Krisen und Rücktritte, versuchten Österreichs Politiker ihre Anliegen, Wünsche und manchmal auch persönlichen Problemchen mittels Presseaussendung unters Volk zu bringen. derStandard.at versammelt die denkwürdigsten Presseaussendungen des Jahres 2011.

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11.3.2011

Wiener FPÖ warnt vor Nudisten

"Er schleicht durch die Büsche, macht durch laute Zischlaute auf sich aufmerksam und entblößt sich dann vor den Augen der Passanten." In fast schon literarischer Qualität warnte FPÖ-Gemeinderat Toni Mahdalik die Wiener vor einem Exhibitionisten im Rathauspark. Klarerweise kam das Böse nicht nur nackt, sondern auch irgendwie ausländisch daher. "Der Triebtäter dürfte dem Aussehen nach aus Indien oder Pakistan stammen", wusste Mahdalik zu berichten.

Blauer Kampf gegen Nackte

Foto: APA/Jäger

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15.3.2011

Gudenus: Jodtabletten für alle Wiener Schüler!

Nach der Meldung von der nuklearen Katastrophe in Fukushima in Japan versuchten einige europäische Politiker die Bürger zu beruhigen. Der Wiener FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus hielt seine Nerven hingegen selbst kaum im Zaum.

"Die Stadt muss die Sorgen der Bürger endlich ernst nehmen und von sich aus zumindest an die besonders gefährdete Gruppe der Kinder Jodtabletten verteilen", ängstigte sich Gudenus. Dass sich ganz Wien mit ihm fürchtete, schloss er daraus, dass die Geigerzähler in Wien ausverkauft seien und "die Bürger Apotheken stürmen, um Kaliumjodidtabletten zu kaufen".

Blaue Atom-Angst in voller Länge

Foto: APA/Jäger

18.3.2011

Ernst Strasser: Es geht nicht um Lobbying

Nach dem Rücktritt von Ex-Innenminister Ernst Strasser als Delegationsleiter im EU-Parlament geriet eines schnell in Vergessenheit: wie lange die ÖVP ihm die Stange hielt.

"Ich hatte von Anfang an Verdacht", sagte Strasser über die als Lobbyisten getarnten britischen Journalisten. Und: "Um diesen Verdacht zu erhärten, war es notwendig, weitere Informationen zu sammeln", durfte Strasser noch am 18. März als Delegationsleiter über den Pressesprecher der EVP-Fraktion ausrichten.

Erst nachdem kompromittierende YouTube-Videos aufgetaucht waren, zwang die ÖVP-Spitze am 20. März den einstigen Erwin-Pröll-Schützling zum Rücktritt.

Strasser fühlt sich als Opfer

Foto: STANDARD/Corn

19.5.2011

Strache war in Russland

Dass FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache dem rechten Totengedenken am 8. Mai ferngeblieben war, sorgte unter Burschenschaftern für Murren. Seine angeblichen wichtigen Auslandstermine in Italien und Russland bezweifelten mehrere Medien, unter anderem der ORF-Report. Die Wiener FPÖ-Gemeinderätin Barbara Kappel sprang Strache zur Hilfe und lieferte eine OTS mit Foto-Beweisen für Straches Russland-Reise.

FPÖ vs. ORF

Foto: FPÖ

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2.8.2011

Uwe Scheuch und "ein krasses Fehlurteil"

Die Verurteilung des FPK-Obmanns Uwe Scheuch zu 18 Monaten Gefängnis, sechs davon unbedingt (Urteil nicht rechtskräftig) war am 2. August begleitet von einem FPÖ-Entrüstungssturm an Presseaussendungen. Um 15.23 Uhr kam dann die OTS des Verurteilten selbst, nachdem er zuvor schon in einer Pressekonferenz gesagt hatte, er werde das "krasse Fehlurteil in 2. Instanz bekämpfen" und denke nicht an Rücktritt.

Scheuch kämpft weiter

Foto: dapd/Eggenberger

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20.9.2011

Peter Westenthaler verlässt täglich sein Haus

Mit galligem Humor reagierte der an Kummer gewöhnte Peter Westenthaler (BZÖ) auf einen Bericht des "Falter", wonach er sich als Immobilienmakler verdinge und dieses Nebengeschäft nicht dem Parlament gemeldet habe. "Ich habe keinerlei Geschäftsbeziehungen zur Hypo Alpe Adria oder irgendwelchen anderen Firmen", dementierte er den Bericht. "Mein einziges Einkommen ist jenes als Abgeordneter und beträgt rund 3500 Euro netto. Es geht jeden Monat auf mein Konto bei der Bank Austria ein. Dort habe ich auch noch ein Sparbuch und ein paar Aktien, die leider immer weniger wert werden."

Der ehemalige BZÖ-Obmann fabulierte weiter: "Ich verlasse täglich mein Haus." Wer mehr wissen wolle, "ruft mich bitte an".

Westenthaler: Nix zu melden, wo nix ist

Foto: APA/Fohringer

25.10.2011

Werner Failmann - die Rache am Kanzler

Die missglückte Social-Media-Offensive des Bundeskanzleramtes rief ein Satire-Double auf den Plan - kurz vor dem Nationalfeiertag war Werner Failmann geboren. Der Reserve-Kanzler bewies zumindest am Anfang durchaus Witz. Etwa als er den Österreichern mitteilte: "Der Nationalfeiertag ist ein schöner Tag. Weil wir da alle frei haben." Der Doppelgänger riet den Bürgern außerdem: "Wenn Sie am morgigen Nationalfeiertag Zeit haben, dann gehen Sie spazieren. Genießen Sie die letzten Sonnenstrahlen."

Auch von seiner anstehenden Reise berichtete Failmann: "Ich bin morgen in Brüssel. Beim Gipfel, im Land, in dem es keine Berge gibt. Wie immer werde ich alles tun, um es allen recht zu machen."

OTS an die Nation

Screenshot: derStandard.at

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7.11.2011

Die SPÖ sieht Darabos am richtigen Platz

Am 24. Jänner 2011 setzte Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) seinen Generalstabschef Edmund Entacher ab. Am 7. November wurde der Rauswurf dann von der Berufungskommission beim Bundeskanzleramt nichtig gemacht. ÖVP und Opposition fanden Darabos darum rücktrittsreif, in der SPÖ wollte man selbst die jüngste Entwicklung nur positiv sehen.

Stellvertretend für viele Rote, die Darabos den Rücken stärkten, schrieb SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas, Darabos'  Entscheidung gegen Entacher im Jänner sei sachlich richtig gewesen. "Dass der Verteidigungsminister jetzt auch die Entscheidung der Berufungskommission akzeptiert, zeugt von Charakter."

Lobrede auf Darabos' Charakterstärke

Foto: APA/Hochmuth

3.12.2011

Faymanns Fail

Als das Facebook-Fiasko im Bundeskanzleramt nicht mehr zu leugnen war, setzte der SPÖ-Chef doch lieber auf bewährte Pferde. Im Interview mit der "Kronen Zeitung" räumte Werner Faymann Fehler ein. "Wir haben die Erwartungshaltung zu hoch geschraubt."

Kanzler Faymann zur Facebook-Affäre

Foto: STANDARD\Cremer

19.12.2011

Lachverbot über Wurstbürger

Dass FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bei einem seiner Disco-Auftritte mit einer Wurstsemmel (möglicherweise auch Leberkäsesemmel) beworfen wurde, fand Generalsekretär Harald Vilimsky keineswegs lustig. Medien, die so etwas lustig fänden und den Sachverhalt "herunterdodeln" würden, sorgten vielmehr dafür, dass "labile Menschen zu Tätlichkeiten aufgestachelt werden", orakelte Vilimsky. (kap, derStandard.at, 22.12.2011)

FPÖ im Kampf gegen die Wurstbürger

Foto: STANDARD