Wien - Die Universitäten fürchten, dass sie bei der geplanten gemeinsamen Lehrerausbildung ausgebremst werden sollen. Während früher die Kooperation von Unis und Pädagogischen Hochschulen (PH) im Zentrum gestanden sei, werde die Reform der Lehrerausbildung nun auf einen "Kampf der Institutionen" reduziert, kritisiert Martin Polaschek, Vizerektor der Uni Graz und Leiter der "Task Force Lehramt" in der Universitätenkonferenz (Uniko).

Polaschek stößt sich generell an dem von der Regierung ausgerufenen "Beauty-Contest" (Unterrichtsministerin Claudia Schmied), in dem sich in jeder Region entscheiden soll, ob die Lehrerausbildung künftig an "Schools of Education" an den Unis oder an zu "Pädagogischen Universitäten" aufgewerteten PH stattfinden soll.

Dass alle Institutionen aufrüsten sollen, damit die Politik am Ende sage, der eine habe gewonnen und der andere umsonst Geld investiert, findet Polaschek "frivol" . Immerhin gehe es dabei um sechs- bis siebenstellige Eurobeträge. Es müsse aber Entscheidung der Politik sein, wie Steuergelder am besten eingesetzt werden.

"Außerdem ist das nicht einmal ein fairer Beauty-Contest, wenn die Hauptjurorin die eine Gruppe schon ganz offen fördert" , findet Polaschek. Denn die von Schmied forcierte Diskussion laufe stark in die Richtung, "dass es um jeden Preis Pädagogische Universitäten geben muss, egal ob wir sie brauchen oder nicht" .

Darüber, wie eine vernünftige Lehrerausbildung aussehen solle, spreche angesichts der Zuspitzung auf die Institutionenfrage niemand mehr. Dabei habe die stärkere Vernetzung zwischen Unis und PH in der Vergangenheit durchaus stattgefunden.

Für die Zukunft wünscht sich die Uniko, dass dort, wo es große Unis gibt, diese die Führung bei der Lehrerausbildung übernehmen und diese unter Einbeziehung der PH "oder zumindest über enge Kooperationsverträge" mit den PH anbieten können. Pädagogische Unis sollen nach Wunsch der Uniko nur dort entstehen, wo es keine Unis gibt. (APA, nim; DER STANDARD; Printausgabe, 21.12.2011)