Inmitten eines Parks ist die Fondation Beyeler untergebracht. Renzo Piano schuf das Gebäude für die "großen Namen" der Sammlung.

Foto: Mark Niedermann

Anreise mit Swiss via Zürich, Tel.: 0810/ 810 840 (gratis). Allgemeine Schweiz- Infos: www.myswitzerland.com bzw. Tel.: 00800/100 200 30 (gratis) bzw. info@myswitzerland.com

Basel Tourismus

Baseler Museen

Das Swiss Travel System ist ein Zusammenschluss öffentlicher Transportunternehmungen. Populärstes Angebot ist der Swiss Pass, der freie Fahrt für 4, 8, 15, 22 Tage oder einen Monat, 50 Prozent Er-mäßigung auf den meisten Bergbahnen sowie kostenlosen Eintritt in über 450 Museen beinhaltet. In Österreich sind die Tickets in allen ÖBB-Verkaufsstellen oder im Callcenter unter 05 17 17 erhältlich.

Foto: Todd Eberle

Die 1997 eröffnete Fondation Beyeler in Riehen bei Basel umfasst rund 200 Bilder und Skulpturen vornehmlich der klassischen Moderne. Aktuell: "Louise Bourgeois: À l'infini" bis 8. 1. 2012; sowie "Surrealismus in Paris" bis 29. 1. 2012. Die Ausstellung präsentiert neben Schlüsselwerken von Dalí, Miró, Magritte, Max Ernst, Francis Picabia et alii auch Objekte, Fotografien, Manuskripte und Filme. Das Kunstmuseum Basel besitzt die größte Holbein-Sammlung der Welt. Weitere Schwerpunkte sind Werke oberrheinischer Künstler von 1400 bis 1600 sowie die Kunst des 19. Jh.s bis zur Gegenwart. Laufende Ausstellung: "Max Beckmann – Die Landschaften", bis 22. 1. 2012.

Foto: © Niggi Bräuning, Basel

Einer der größten kulturellen Magneten Basels liegt etwas außerhalb: Man zuckelt mit dem Tram (wohlgemerkt, nicht die, sondern das Tram, oder auch das Tramli) aus Basel hinaus übers flache Land bis zur Nachbargemeinde Riehen, wo, inmitten eines Parks, die Fondation Beyeler untergebracht ist. Dass es sich um eine Kunstsammlung handelt, erkennt man spätestens beim Anblick einer annähernd zehn Meter hohen, auf dünnen Beinen stehenden und mit einem Unterleibs-Korb voller Eierchen versehenen Spinne aus patinierter Bronze, die einerseits gut in die Grünlandschaft passt, andererseits, irgendwie bedrohlich, geradewegs auf die deutlich niedrigere Fondation zuzumarschieren scheint. Die Skulptur "Maman" ist von Louise Bourgeois, der zurzeit eine Ausstellung gewidmet ist.

Die Fondation selbst, ein flacher, luftiger Bau mit abschattbarem Glasdach und direkt an der Glasfassade endendem Teich, ist von Renzo Piano entworfen worden, dem Schöpfer des Centre Pompidou. Schwerpunkt der von Ernst und Hildy Beyeler zusammengetragenen, rund 200 Werke umfassenden Sammlung ist die klassische Moderne, mit Picasso als größtem Posten. Den Beyelers ging es um die "großen Namen", und die sind hier auch tatsächlich gut vertreten: Cézanne, Matisse, Fernand Léger, Henri Rousseau, Kandinsky, Klee, Giacometti ... Alles ist überaus sparsam gehängt, ein eigener Raum beispielsweise allein einem monumentalen Seerosen-Triptychon von Monet vorbehalten. Er wurde so konzipiert, dass er sich den Dimensionen der Gemäldefolge anzupassen hatte - wie auch Renzo Piano sich angeblich immer wieder unter viel Getöse den Vorgaben des Bauherrn unterwerfen musste.

Die Beyelers waren namhafte Galeristen, und wenn Basel heute einen herausragenden Ruf als Stadt der bildenden Kunst hat, ist das auch ihnen zu danken. Zusammen mit anderen Kunsthändlern gehörten sie zu den Initiatoren der Art Basel, die sich in den 41 Jahren ihres Bestehens zur bedeutendsten Kunstmesse der Welt gemausert hat (und sich seit zehn Jahren sogar einen genauso erfolgreichen Schößling in Miami Beach leistet). Eine weltbekannte Messe, zahlreiche Galerien und Museen: Ohne die Mitwirkung einer lokalen Käufer- und Sammlerszene wäre das - in einer Stadt von nur 190.000 Einwohnern - kaum möglich gewesen. Eine solche gibt es unter der Baseler Bürgerschaft seit Hunderten von Jahren. Das wiederum setzt einen gewissen Wohlstand voraus, der sich, auch wieder im Lauf der Jahrhunderte, aus verschiedenen Quellen speiste - bei näherem Hinsehen jedoch mit großer Folgerichtigkeit.

Da war zunächst einmal die Papierproduktion, die, möchten wir einmal stark annehmen, auf den Standort direkt am Rhein zurückzuführen ist. Seit dem Mittelalter wurden in Basel Papiermühlen betrieben, und kaum war der Buchdruck erfunden, siedelten sich auch schon die ersten Druckereien hier an, und mit ihnen die Autoren: Humanisten und Gelehrte (Basel hat die älteste Universität der Schweiz, gegründet 1460). Ebenfalls im 16. Jahrhundert - die Stadt war rasch protestantisch geworden - folgte eine Flüchtlingswelle von Hugenotten. Es waren das wohlhabende, gebildete Leute, die über wirtschaftliches und technisches Know-how verfügten und das gleich auch unter Beweis stellten. Sie gründeten Textil- und Seidenmanufakturen, woraus sich dann im 19. Jahrhundert - mit der Produktion von Anilin als Ausgangsstoff zum Färben - eine chemische Industrie großen Stils entwickelte.

Von ihr zur pharmazeutischen Industrie war es nur noch ein Katzensprung über den Rhein (wo das Roche-Hauptquartier steht). Mit dem Ergebnis, dass Basel eine ganze Reihe von Weltkonzernen hervorgebracht hat, so etwa Sandoz und Ciba-Geigy (heute Novartis) sowie Hoffmann-La Roche, jetzt Roche. (Der Sektor beschäftigt immer noch 30.000 Menschen im Baseler Umkreis.) Gleiches gilt - zur finanziellen Unterspülung des Ganzen - vom Finanzsektor: Die Großbank Schweizerischer Bankverein, die in der Zwischenzeit in der UBS aufgegangen ist, ist Baseler Ursprungs.

Ein Fall von Alchemie

Im Baseler Bürgertum gab es, in Abwesenheit feudaler Sammlerpersönlichkeiten, schon früh das Bedürfnis, "der Gemeinschaft etwas zurückzugeben". Nehmen wir nur den Rechtsgelehrten Bonifacius Amerbach, Freund von Erasmus, der eine Kunstsammlung anlegte, die später den Nukleus des Kunstmuseums Basel bilden sollte. Dieses war eines der ersten öffentlichen Museen der Welt, heute ist es eines der bedeutendsten, nicht zuletzt dank der Gönner, die ihre eigenen Ankäufe zur Verfügung gestellt haben und das bis heute tun.

Die Liste der "Donatoren", wie man hier sagt, liest sich denn auch wie ein Who's who von Schlüsselnamen der chemisch-pharmazeutischen Industrie: Raoul La Roche, Maja Oeri, Maja Sacher-Stehlin, Emanuel Hoffmann-Stiftung, L. u. Th. La Roche-Stiftung, Ciba-Geigy, Novartis International usw. Chemie wandelt sich in Kunst: ein Fall von Alchimie, könnte man sagen.

Besonders umtriebig ist dabei die Emanuel-Hoffmann-Stiftung, die zugleich auch das Museum für Gegenwartskunst unterstützt und das Schaulager betreibt. Dieses wiederum ist eine Mischung aus öffentlich zugänglichem Depot (für die von der Stiftung angekaufte zeitgenössische Kunst) und Ausstellungsort. Und zuletzt ist der 2001 eröffnete Kubus auch noch selbst ein Kunstwerk, nämlich eines der Baseler "Hausarchitekten" Herzog & de Meuron.

Zurück zum Kunstmuseum Basel: Dem erwähnten Bonifacius Amerbach begegnet man bei einem Rundgang wieder, ebenso Erasmus und dem Buchdrucker Hieronymus Froben. Ihre Porträts hängen in den Holbein-Räumen, und wer bei der Stadtführung gut aufgepasst hat, kann die Bezüge herstellen: Hans Holbein der Jüngere kam nach Basel, um für den Drucker Froben Bücher zu illustrieren, so etwa auch Erasmus' "Lob der Torheit" und Thomas Morus' "Utopia". Erasmus selbst war ein Freund Frobens (und starb 1536 in dessen Haus).

Aber halten wir uns nicht ausschließlich in der Renaissance auf, das Kunstmuseum besitzt schließlich auch anständige Sammlungen des Impressionismus und der Moderne bis hinauf zu Jasper Johns und Andreas Gursky. Wie ja auch die aktuelle Baseler Kultur keineswegs rückwärtsgewandt ist. Am Beispiel der Architektur: Elf Pritzker-Preisträger haben bis dato in Basel gebaut, darunter Richard Meier und Zaha Hadid. Und auch die Pharmaindustrie ist als Auftraggeberin wieder vorn mit dabei: so mit dem Novartis Campus, der mit Bauten von Frank Gehry, Jean Nouvel und Renzo Piano abwärts bestückt ist (Führungen via Basel Tourismus), oder mit dem Roche Tower von Herzog & de Meuron. Dessen Baubeginn ist fürs kommende Jahr angesetzt. Eigentlich könnte er schon fertig sein, aber der erste nach Art einer Doppelhelix aufwärts gezwirbelte Entwurf wurde von diversen städtischen und bürgerlichen Verhinderern gekippt. Der jetzige dagegen sieht ein wenig wie über- einandergestapelte, treppenartig sich verjüngende Pizzaschachteln aus. Dafür soll er 175 Meter hoch werden, womit er, wie Rudolf, unser Guide, mit kaum merklicher Genugtuung festhält, das bisherige höchste Gebäude der Schweiz, den Zürcher Prime Tower, um Längen überragen wird. Von der Anhöhe des Baseler Münsters aus wird die Hügellandschaft im Osten dann wohl eher verdeckt sein. Aber die, werden sich die verantwortlichen Herrschaften vielleicht gedacht haben, liegt eh schon in Deutschland. (Harald Sager/DER STANDARD/Printausgabe/17.12.2011)