Belgrad - Ein von serbischen Politikern jahrelang gerne zitiertes Gedicht des Belgrader Dichters Matija Beckovic - "Kosovo ist das teuerste serbische Wort" - scheint im ganz konkreten Sinn zur Realität geworden zu sein. Wie Belgrader Medien am Dienstag berichteten, gibt Serbien derzeit für "seine Provinz" - wie der Kosovo von Belgrad nach wie vor gesehen wird - im Schnitt 960 Euro pro Minute aus. In den vergangenen zwölf Jahren stieg die Summe auf 6,2 Milliarden Euro an, errechnete bereits im Frühjahr des Belgrader Zentrum für praktische Politik.

Geld für Löhne und Pensionen

Jeder der schätzungsweise 100.000 im Kosovo lebenden Serben hätte 62.000 Euro erhalten können, stellte der Sender B-92 nun fest. Bei bedeutenden Geldsummen, die seit 1999 in den Kosovo geflossen sind, ist offenbar unklar, wie sie verwendet wurden. Die serbische Polizei hat soeben Ermittlungen zu einem vor sieben Jahren begonnenen Bau einer Wohnsiedlung in dem von Serben bewohnten Nordteil von Mitrovica eingeleitet. Für das Projekt wurden damals aus der serbischen Staatskasse sechs Millionen Euro bereitgestellt. Die Siedlung wurde nie fertiggestellt.

Andererseits gehen weiterhin bedeutende Geldsummen für die Löhne und Pensionen ehemaliger Kosovo-Bewohner auf. Die serbische staatliche Verbundgesellschaft EPS führt in ihrem Personalverzeichnis weiterhin etwa 6.000 ihrer ehemaligen Beschäftigten im Kosovo, die längst in Serbien einen Wohnsitz haben, keiner Tätigkeit nachgehen, allerdings regelmäßig ihren monatlichen Lohn beziehen. Die meisten von ihnen waren einst in einem Wärmekraftwerk bei Prishtina (Pristina) beschäftigt.

Bauhaben nicht vollendet

Die ehemalige Leiterin des Belgrader Kosovo-Koordinierungszentrums, Sanda Raskovic, eine Spitzenfunktionärin der nationalkonservativen Demokratischen Partei Serbiens, bestätigte gegenüber dem Sender, dass sie die sogenannten "Doppellöhne" für die Kosovo-Serben befürwortet habe. Es ging vor allem um Beschäftigte im von Serbien finanzierten Bildungs- und Gesundheitswesen, auch in der Lokalverwaltung im Kosovo. Ihre monatlichen Einkommen waren einst doppelt so hoch wie jene ihrer Berufskollegen in Serbien. Inzwischen wurden die von Belgrad ausbezahlten Löhne der Kosovo-Serben einigermaßen verringert.

Die Tageszeitung "Press" verwies am Dienstag auf etliche Bauvorhaben im Kosovo, für die Belgrad die Gelder bereitgestellt habe, die aber nie fertiggestellt worden seien oder deren Baukosten von den zuständigen Behörden weit über dem tatsächlichen Wert angegeben worden seien. Die scheidende serbische Regierung von Ministerpräsident Mirko Cvetkovic hatte nach ihrem Amtsantritt im Sommer 2008 eine Reduzierung der Ausgaben für den Kosovo angekündigt, was aber bis jetzt nicht umgesetzt wurde.

Der Kosovo hat im Februar 2008 seine Unabhängigkeit erklärt, die von Belgrad jedoch nicht anerkannt wird. (APA)