Aus dem Kommunismus weiß man, wie schnell eine Planwirtschaft danebenliegen kann; wie schnell Vorausberechnungen nicht stimmen können; und wie schnell es geht, dass die Notwendigkeiten des Marktes anders sind als die Vorausplanungen.

Genau das ist mit dem EU-Emissionshandel für Treibhausgase passiert: Ein angeblich marktwirtschaftliches, in Wahrheit hochplanwirtschaftliches Instrument zeigt sich nicht adäquat für die Wirren des Marktes.

Die EU-Kommission glaubte, dass mit der Einführung von Treibhausgas-Zertifikaten die Unternehmen gezwungen würden, in energiesparende Maßnahmen zu investieren. Es kam aber anders: Wirtschaftskrise und generöse Gratis-Zuteilungen warfen die Statistiken der Kommission über den Haufen. Die Firmen, die wegen der Krise auf Sparflamme produzieren, sitzen auf vielen Emissionsrechten.

Trotzdem sinken ihre CO2-Emissionen. Nicht weil auf Teufel komm raus in Energie-Innovationen investiert wird. Nein. Der Handel ist zum Erliegen gekommen, weil die Wirtschaftsproduktion krisenbedingt zurückgeht. Der Preis für die Tonne CO2 ist so tief, wie keine Vorausberechnung der Kommission je vorgesehen hat.

Das ist der EU-Kommission gar nicht recht. Sie muss um die Einnahmen zittern, die sie aus den Zertifikats-Auktionen erwartete, und die Öko-Investitionen bleiben auch aus.

Planwirtschaft kann sie nicht gut, die EU-Kommission. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.12.2011)