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Am Montag wurde in Rom protestiert.

Foto: AP/Borgia

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Mailand - Hunderttausende italienische Staatsbeamte haben zu Wochenbeginn ihre Arbeit niedergelegt. Grund ist das 30-Milliarden-Euro schwere Sparprogramm der Regierung von Mario Monti, das in den Staatsdienst eingreift. Im Gespräch sind Aufnahmestopps und Gehaltskürzungen. Allerdings waren die Staatsbeamten in den vergangenen Jahren mit realen Gehaltserhöhungen besser weggekommen als ihre Kollegen in der Privatwirtschaft, die seit 2009 reale Lohnkürzungen von bis zu drei Prozent hinnehmen mussten.

Anlass des Streiks war auch die Ankündigung Montis, rund zehn Milliarden in der öffentlichen Verwaltung einsparen zu wollen. Postämter blieben am Montag geschlossen, was gerade in der Vorweihnachtszeit viele verärgerte. Den Streiks der Universitäten und Schulen haben sich auch die Ärzte angeschlossen. Protestkundgebungen wurden in allen Großstädten durchgeführt. Allerdings funktionierten die Verkehrsmittel, nachdem die Bediensteten der Bahn und der lokalen Transportmittel bereits am vorangegangenen Freitag gestreikt hatten. Sie haben nicht gegen die Sparmaßnahmen sondern wegen der Tarifverhandlungen protestiert. Vor gut einer Woche hatten die Gewerkschaftsverbände Cgil, Cisl und Uil zu einem dreistündigen Generalstreik gegen die Regierung aufgerufen.

"Die Gewerkschaften sollen sich an deutschen und österreichischen Arbeitnehmerverbänden ein Vorbild nehmen" sagte Alberto Bombassei zum Standard. Bombassei ist Gründer und Präsident des Autozulieferers Brembo, der auch Red Bull mit Bremsen versorgt. " Ich verstehe, dass die Gewerkschaften protestieren müssen, aber sie sollen mehr Verantwortung in der Betriebspolitik übernehmen" kritisierte der Firmenchef.

Anzeichen im Gewerkschaftslager, etwa bei der Uil, die Streikpolitik zu überdenken, sind vorhanden. Nur die radikale Gewerkschaftsführerin Susanna Camusso drohte mit einer Eskalation der Streiks, sollte die Regierung nicht weitere Änderungen im Sparpaket durchführen. Dieses liegt derzeit zur Diskussion im Senat vor und soll am kommenden Freitag die parlamentarische Hürde nehmen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.12.2011)