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Ein umgestürztes Auto in Bürssel.

Foto: Reuters/Roge

Brüssel - Nach dem umstrittenen Wahlergebnis im Kongo haben in der belgischen Hauptstadt Brüssel rund tausend Kongolesen randaliert. Die Demonstranten stürzten am Samstagabend in der Innenstadt mehrere Autos um, zertrümmerten die Fenster von Geschäften und warfen Steine, wobei 16 Polizisten verletzt wurden. Das berichtete der belgische Rundfunk RTBF. Die Beamten gingen mit Polizeihunden und Pfefferspray gegen die Randalierer vor und nahmen 92 Menschen vorübergehend fest.

Der Protest richtete sich gegen die Wiederwahl von Joseph Kabila in der Demokratischen Republik Kongo. Der Kongo war zwischen 1885 und 1960 eine belgische Kolonie; das Verhältnis Belgiens zum Kongo ist bis heute voller Spannungen. Einige Demonstranten hielten Transparente hoch, auf denen sie belgischen Politikern vorwarfen, Kabila zu unterstützen.

Oberster Gerichtshof bestätigt Sieg

Der Oberste Gerichtshof der Demokratischen Republik Kongo hat Staatschef Joseph Kabila zum Sieger der Präsidentschaftwahl erklärt. Kabila sei mit einfacher Mehrheit wiedergewählt worden, sagte der erste Vize-Präsident des Gerichtshofes, Jerome Kitoko, am Freitag. Die Partei von Herausforderer Etienne Tshisekedi kündigte Protestkundgebungen an.

Das Gericht, das das Wahlergebnis offiziell bestätigen muss, erkannte das zuvor von der Wahlkommission verkündete Resultat an, demzufolge Kabila auf knapp 49 Prozent der Stimmen kam. Tshisekedi erhielt demnach gut 32 Prozent. Er wies das Ergebnis zurück und erklärte sich selbst zum Sieger. Der Einspruch vor dem Obersten Gerichtshof kam nicht von Tshisekedi, da dieser das Gericht als "Privatveranstaltung" Kabilas betrachtet.

Mangelhafte Wahlen

Das Gericht wollte das offizielle Wahlergebnis ursprünglich am Samstag bekanntgeben, zog die Verkündung jedoch auf Freitagabend vor, nachdem der Einspruch des Kandidaten Vital Kamerhe "aus Mangel an Beweisen" zurückgewiesen wurde. Dieser hatte zahlreiche Unregelmäßigkeiten bei der Wahl bemängelt. Auch nationale und internationale Wahlbeobachter kritisierten den Mangel an Transparenz sowie Unregelmäßigkeiten.

Kabila erhielt bereits Glückwunschschreiben aus Uganda, Kenia, Sambia, Tansania, Burundi und der Zentralafrikanischen Republik. Die US-Regierung kritisierte, die Planung und der Verlauf der Abstimmung seien "mangelhaft" gewesen. Bemängelt wurde der Wahlverlauf auch von der Europäischen Union.

Tshisekedis Union für Demokratie und sozialen Fortschritt (UDPS) will am Montag oder Dienstag Protestkundgebungen organisieren. UDPS-Generalsekretär Jacquemin Shabani sprach von "Wahlbetrug". Seit dem Beginn des Wahlkampfs kamen bei diversen Zwischenfällen mindestens 23 Menschen ums Leben. Bei der Präsidentschaftswahl 2006 hatte Kabila sich mit 58 Prozent gegen seinen damaligen Konkurrenten Jean-Pierre Bemba durchgesetzt. (APA)