Grafik: DER STANDARD

Bei Inversionswetterlagen, wie sie heuer leider häufig auftreten, ragen die oberen Zonen der Hohen Wand meist über die Nebeldecke hinaus und ermöglichen beschauliche Wanderungen in kristallklarer Luft. Da man bis zum Parkplatz bei der Kleinen Kanzel auf einer auch bei Schneelage gut geräumten Straße fahren kann, sind nur geringe Höhenunterschiede zu bewältigen. Die Routen zur Großen Kanzel weisen zumeist eine gute Spur auf, sodass sich auch hier die Mühen in Grenzen halten.

Bereits bei der Kleinen Kanzel bietet sich ein herrliches Panorama, in dem der Schneeberg - der höchste Gipfel Niederösterreichs und östlichster Zweitausender der Alpen - dominiert, zu sehen sind aber auch ein erheblicher Teil der Voralpen und ein Stück des Wienerwaldes. Übertroffen wird dieser Ausblick von jenem auf der Großen Kanzel. Auch hier zieht der Schneeberg, den Franz Grillparzer den König der norischen Alpen nannte, den Blick auf sich, doch zeigen sich auch die östlichsten Gipfel der Urgesteinszone mit Stuhleck und Hochwechsel sowie die bekannten Erhebungen rund um den Semmering. Zu sehen sind weiters das Leitha- und Rosaliengebirge, bei nebelfreiem Wetter auch ein Teil des südlichen Wiener Beckens. Dann erfreut sich man sich auch am beeindruckenden Tiefblick auf die ehemalige Bergbaugemeinde Grünbach, die vor der felsigen Kulisse des Geländes liegt.

Interessantes gibt es auch am Weg zu sehen. Bis zum Wanddörfl ist ein Baumlehrpfad mit informativen Tafeln ausgeschildert, dann bewegt man sich entlang eines Vogellehrpfades mit sehr guten Fotos und allen wichtigen Angaben über die Gefiederten.

Die Runde ließe sich auch "anstückeln" , wenn man vom Hubertushaus über das Hochkogelhaus zum Ausgangspunkt zurückkehrt, doch muss man dann den Leitergraben mit einem steilen und um diese Jahreszeit häufig rutschigen Ab- und Anstieg queren, was Probleme bereiten kann. Anzuraten ist diese Variante daher nur für die Zeit vom Frühling bis zum Spätherbst.

Die Route: Von der Kleinen Kanzel wandert man auf dem blau markierten Güterweg in leichtem Bergauf und Bergab bis zum Wanddörfl, dort schwenkt man nach rechts auf die rote Markierung ein, um in einem mäßigen Anstieg den Kamm zu erreichen. Bei der Naturwachthütte, welche bis 1994 als Bergstation eines Sessellifts fungierte, hält man sich links und gelangt im leichten Abstieg zur Wilhelm-Eichert-Hütte und zur Großen Kanzel. Gehzeit 1½ Stunden.

Auf der roten Markierung am oberen Rand der Felsen geht es weiter zur Hubertushütte, dort hält man sich wieder links und gelangt zum Güterweg, auf dem man über das Wanddörfl wieder zum Ausgangspunkt zurückwandert. Gehzeit ab Eichert-Hütte 1½ Stunden. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/17.12.2011)