In einem ZIB 1-Bericht vom 14.12.2011 wurde eine Studie vorgestellt, welche die Wirksamkeit der umstrittenen AMS-Zwangskurse betrachtet.

Leider wurde nicht die gesamten Studie, sondern nur dürftige und zum Teil willkürlich zusammen gewürfelten Zahlen präsentiert, die unsere Kritik nur bestätigen:

Laut ZIB-1-Bericht verdienen Männer ohne Schulung im neuen Job 7.734 Euro brutto, Männer mit Schulung hingegen stolze 10.063 Euro im Jahr. Frauen profitierten noch mehr und kämen von 4.529 Euro auf 7.117 Euro brutto, im Jahr! Ist das nicht geradezu skandalös, wenn man bedenkt, dass die offizielle Armutsgrenze nach EU SILC bei 11.952 Euro brutto liegt? Leider verraten uns die AMS-Vorstände Herbert Buchinger und Johannes Kopf nicht, wie groß deren monatliches Brutto-Einkommen ist. Dieses liegt ja deutlich über dem, was eine Frau nach AMS-Schulung pro Jahr verdient!

Wem steht wann welche Schulung zu?

Sie verraten auch nicht, wer welche Schulungen bekommt und wer nicht. Schulungen dürfen laut oftmaliger Spruchpraxis des Verwaltungsgerichtshofs nur dann zugewiesen werden, wenn diese Aussicht auf Erfolg haben. Ein wissenschaftlicher Vergleich wäre da nicht möglich, das Ergebnis wäre eine Tautologie.

Wir wissen nach diesem Fernsehbericht immerhin auch, dass nun die Schulungen auf Jugendliche, oftmals Bildungsabbrecher, auf Menschen mit niedriger Qualifikation und auf MigrantInnen fokussiert werden. Auf Menschen, die am Anfang des Arbeitslebens stehen und/oder wenig Lohn bekommen. In Prozentzahlen ausgedrückt lässt sich hier mit relativ geringen Mitteln eine groß erscheinende Lohnsteigerung erzielen, die aber bei weitem nicht für ein menschenwürdiges Leben reicht.

AMS muss Versagen des Bildungssystems ausgleichen

Das AMS "darf" nun das Versagen des Bildungssystems ausgleichen. Für das Menschenrecht auf frei gewählte und kostenlose (Berufs)Bildung ist der Staat zuständig und nicht die Arbeitslosenversicherung! Staat und Wirtschaft wälzen so Kosten auf die ArbeitnehmerInnen ab. Menschen im mittleren Lebens-/Berufsalter von 30 - 50 Jahren, die viele Jahre brav in die Versicherungsgemeinschaft eingezahlt haben, werden dafür in Sinnloskurse à la "Wie bewerbe ich mich richtig" oder Coachings unter Androhung des Existenzentzuges genötigt.

"Gemeinnützige Personalüberlasser"

Zusätzlich forciert das AMS mit "gemeinnützigen Personalüberlassern" hoch subventioniert Leiharbeit im Niedriglohnsektor. Ältere ArbeitnehmerInnen werden so vermehrt unter Druck gesetzt, den nächsten schlechten Job anzunehmen.

Diese Zwangsmaßnahmen werden von oben herab in blinder Planwirtschaft befüllt. Auf Bedürfnisse der unterworfenen BürgerInnen nimmt die AMS-Bürokratie kaum Rücksicht. Sinnvolle Kurse, womöglich vom freien Markt, werden diesen treuen BeitragszahlerInnen vom AMS oft verwehrt.

In einen Kurs müssen...

Die "Aktiven Arbeitslosen" haben in einer Online-Umfrage für das Gesundheitsprojekt "Würde statt Stress" festgestellt, dass von 200 Befragten sich nur 3 auf den nächsten AMS-Kurs freuten und nicht einmal sechs Prozent eine Unterstützung im letzten AMS-Kurs gefunden haben. 36 Prozent fürchteten sich vor dem Kontakt mit dem AMS und 29 Prozent hatten gesundheitliche Beschwerden, wenn sie zwangsweise in einen Kurs mussten.

.. alles andere als passive Arbeitslose

Andererseits wollten je etwa 20 Prozent sich neu orientieren oder planten etwas Neues. Je 35 Prozent lasen mehr und bildeten sich weiter, 28 Prozent machten in der Arbeitslosigkeit mehr von dem was ihnen selbst gefiel. Sie waren alles andere als passiv. Aber nur 30 Prozent fühlten sich vom AMS ausreichend beraten!

Billige Berufseinsteiger und Niedrigstlöhne werden also massiv gefördert und das Einkommen ein wenig angehoben. Ehemals gut verdienende Menschen mit Berufserfahrung und entsprechenden Qualifikation werden hingegen massiv hinunter gedrückt und müssen sich oft zum halben Preis am "freien Arbeitsmarkt" verkaufen. Unternehmensgewinne, Kapitalerträge und Vermögen steigen dafür umso kräftiger an und tragen immer weniger zur Gesellschaft bei. (Leser-Kommentar, Karin Rausch und Martin Mair, derStandard.at, 16.12.2011)