Kiewicz und Waniec: Bauarbeiten im Geiste von Don Quijote und Sancho Pansa.

Foto: Maszkiewicz

Wien - Die Bühne ist eine Baustelle mit allem, was dazugehört: Scheibtruhe, Mischmaschine, Rodel (deutsch: Lastkarre), ein Stapel Ziegel. Und mit den beiden polnischen Hacklern Kiewicz und Waniec, verkörpert von den Tänzerinnen Agata Maszkiewicz und Magdalena Chowaniec in Maszkiewczs neuem Stück Don Kiewicz & Sancho Waniec im Brut-Theater Künstlerhaus.

Kiewicz und Waniec haben einen harten Job zu erledigen. Sie müssen die Hosenrolle des mit Helm, Werkzeuggürtel und Arbeitshandschuhen gerüsteten Bauarbeiters mit Cervantes' Blechkonserve von der traurigen Gestalt verbinden. Das passiert durch einen Kunstgriff: Frau nimmt als Hacklerin symbolisch die Windmühlen von männerdominierten Umgebungen in Angriff.

Dabei gerät sie schnell ins Politische. Denn Waniec erinnert Kiewicz daran, dass der ihm allerlei versprochen hat: Wodka, ganz Amerika, eine Kriegstrauma-Therapie und eine Fesselungstechnik, wie sie im Irakkrieg angewendet wurde. "Don" Kiewicz beruhigt seinen Knappen "Sancho" mit immer noch größeren Versprechen, sofern sie ihre Abenteuer glücklich bestehen. Doch Waniec schließt daraus, dass es genauso realistisch ist, eine polnische Wodkadestillerie in der Wüste zu bauen, wie etwa als US-Präsident Waniec das amerikanische Gesundheitssystem zu reformieren.

Dementsprechend errichten die beiden auf ihrer Baustelle Systeme, an denen der legendäre Erfinder der 'Pataphysik Alfred Jarry - oder zumindest der Protagonist aus dessen Roman Heldentaten und Lehren des Dr. Faustroll - seine helle Freude gehabt hätte. Aus Werk- und sonstigem Zeug entstehen absurde Kombinationen. Umständlich werden Scheibtruhe, Leiter und Rodel mit Seilen so verbunden, dass die Leiter in der Luft baumelt, die Rodel in komplizierten Manövern auf die Scheibtruhe verladen wird. Bei dieser Aktion verwandelt sich die berühmte Marionette des Heinrich von Kleist zur planlos baumelnden Tänzerin von "natürlicher Grazie". Und die Mischmaschine wird, mit Steinen und Streusplitt gefüllt, zur lärmenden Musikerin, die zwei in sie gesteckte Wasserleitungsröhren zum Tanzen bringt.

Als 'Pataphysikerinnen sind Maszkiewicz und Chowaniec mit Dario Fo oder den Marx Brothers in bester Gesellschaft. Nur: Als Frauen stehen sie sowohl auf der Baustelle als auch im Rittertum und in der 'Pataphysik als recht einsame Größen da. Don Kiewicz & Sancho Waniec in der gekonnten Dramaturgie von Vincent Tirmarche (Superamas) und Paula Caspão, die auch den Text geschrieben hat, reiht sich als Glücksfall in die Vielfalt der aktuellen Choreografie. (Helmut Ploebst  / DER STANDARD, Printausgabe, 16.12.2011)