"Ich bin nun mal hier, und deshalb mach' ich das."

Foto: ORF/Thomas Ramstorfer

Die Amerikaner hatten Donald Trump, die Deutschen haben Heidi Klum. Österreich hat Sido. Nach dem Quotenerfolg Die große Chance schickt der ORF nun den deutschen Rapper aus, um Jugendliche aus "Problemmilieus" weg von Drogen und Gewalt zu bringen: Sido macht Band.

Blockstars, donnerstags auf ORF 1, ist in der Form der erste öffentlich-rechtliche Versuch im Genre des "Ausbildungsfernsehens" , bei dem eine möglichst bekannte Persönlichkeit Nachwuchstalente in einer öffentlichkeitswirkamen Tätigkeit unterweist. Die Machart unterscheidet sich nicht sehr von bekannten Vorgängern. Ein Sprecher erklärt, was der Zuschauer nicht sieht, aber sehen soll. Um den öffentlich-rechtlichen Anspruch zu sichern, darf der Plattenboss kritische Fragen stellen. Sido kann natürlich entkräften: "Wir führen niemanden vor." Um das Drama der Kandidaten in ihrem davor realen Leben ohne Sido darzustellen, wird allerdings in mittlerweile fast schon selbstverständlicher Erzähltradition in die Privatsphäre der Protagonisten eingegriffen. Die Tränen der depressiven Mutter eines Kandidaten und der - Schnitt - betroffene Blick des Ausbildners in Nahaufnahme sorgen für die in diesem Genre unbedingt notwendige: Emotion! Sido holt euch da raus.

Dabei wären derlei Plumpheiten gar nicht nötig gewesen. Der Mehrwert von Blockstars liegt in den sorgfältig gecasteten Jungrappern und deren positiv vermittelter Bildschirmpräsenz. Dahinter stecken eine humanitäre Botschaft und der tätige Wille zum Dialog. Und warum gerade Sido? "Ich bin nun mal hier, und deshalb mach' ich das." Klare Worte ohne falschen Idealismus. Der Mann hat Zukunft. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 16.12.2011)