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Das Handy oder das Auto: Ein teurer Spaß, den sich gerade junge Menschen schwer leisten können.

Foto: EPA/Ratilainen

Wien - Die Zahl der Privatinsolvenzen steigt heuer um 6,3 Prozent auf knapp 11.000 Anträge, wobei insbesondere die Zahl der um die 25-Jährigen zunimmt. Handy- und Versandkosten, sowie Autoausgaben stechen besonders ins Auge. Für das kommende Jahr prognostiziert der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) eine weitere Zunahme der Privatpleiten um sieben bis zehn Prozent. Um drohendes Ungemach abzuwenden, werde es nicht reichen, wenn die Haushalte den Gürtel etwas enger schnallen. "Da werden schon die Daumenschrauben massiv angezogen werden", so die Einschätzung von AKV-Sprecher Wolfgang Hrobar.

Steigende Lebensmittelkosten

Als Grund für diese drastische Bewertung nannte er die steigenden Lebensmittelkosten sowie die zurückhaltendere Vergabe von Krediten. Hauptursache für die Insolvenz sei aber weiterhin der mangelhafte Umgang mit Geld. Hier regte Hrobar einmal mehr an, das Wirtschaften mit den eigenen Ressourcen in der Schule zu unterrichten. Nach wie vor sind vom Privatkonkurs in erster Linie Männer betroffen, was die Verschuldung bei Mobilfunkbetreibern und im Handel betrifft liegen allerdings die Frauen vorne. Als Schuldenfalle haben sich auch die lange hochgelobten Fremdwährungskredite herausgestellt. Rückläufig ist laut Hrobar die Zahl der Menschen, die durch Ratengeschäfte im Weihnachtsgeschäft in Schieflage kommen.

Niederösterreicher vorne

Bis die Schuldenfalle zuschnappt, dauert es meist um die sieben Jahre, was sich auch in der Altersstatistik niederschlägt: Während bis 25 Jahre die Zahlen noch gering sind, schnellen die danach sprunghaft in die Höhe, um bei einem Alter von 60 Jahren wieder schlagartig zurück zu gehen. Den regional stärksten Anstieg bei den Privatinsolvenzen gibt es heuer in Niederösterreich mit plus 20 Prozent. Im Burgenland hingegen gibt es ein Minus von 6 Prozent. Auffallend ist weiters, dass es in Kärnten den stärksten Anstieg der abgewiesenen Privatinsolvenzen geben wird - sprich wo nicht genug "Restgeld" beim Schuldner vorhanden war, um überhaupt eine Insolvenz einzuleiten.

Krise ging auf Reserven der Firmen

Die Krisenjahre 2008 und 2009 wurden von vielen Firmen dadurch überwunden, dass sie auf Reserven zurückgegriffen haben. Gleichzeitig hat die öffentliche Hand die Zahl der Aufträge hochgefahren und damit zahlreiche Unternehmen durchgefüttert. Ob dies auch noch einmal im nächsten Jahr funktioniert, ist fraglich, gibt der AKV zu bedenken. Erschwerend hinzu käme die zu erwartende Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe. "Die Banken haben mit ihrem Bilanzausputzen begonnen", so Hrobar am Donnerstag vor Journalisten. Er rechnet im kommenden Jahr mit einem Anstieg der Firmenpleiten von rund fünf Prozent.

Heuer rechnet der AKV mit einem Rückgang der Insolvenzanträge der Unternehmen um 2,7 Prozent auf knapp 6.200 Fälle. Die Branchen mit der höchsten Pleitenanfälligkeit sind nach wie vor Bau, Handel und Gastronomie. Die Zahl der gefährdeten Arbeitsplätze werde heuer um ca. zehn Prozent auf gut 24.000 Stellen zurück gehen. Die Insolvenzverbindlichkeiten der Firmen werden 2011 bei 3,3 Mrd. Euro liegen, ein Rückgang um beachtliche 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

"Die österreichischen Unternehmen haben sich an die gesunkene Nachfrage angepasst, es wurden Vorräte abgebaut, einem überhöhten Beschäftigungsstand wurde mit Kurzarbeit entgegengewirkt. Die Liquiditätsversorgung ist im Großen und Ganzen auch gewährleistet worden", gab es Lob fürs heimische Unternehmertum und eine Absage an die angebliche Kreditklemme. Den größten Anstieg bei den Firmenpleiten gab es in Salzburg mit knapp zehn Prozent, den stärksten Rückgang in Vorarlberg mit minus 29 Prozent.

Bei der Umsetzung von Reformen könne sich die Politik hier ein Beispiel nehmen. Insbesondere der hohe Schuldengrad der Gemeinden bereitet dem AKV Sorge. (APA)