Am Mittwochabend wollten wir uns bilden.

Im ORF wurde nämlich Stephen Hereks Verfilmung der "Drei Musketiere" ausgestrahlt. Ein Film, der im Diskurs um die österreichische Filmpolitik einen geradezu mythischen Stellenwert einnimmt. Weil nämlich dazumal nicht nur die historischen Gemäuer Wiens als Kulisse herhalten durften, sondern auch Dinge wie "Beschäftigungseffekt" und "Umwegrentabilität" damit einhergingen. (Inzwischen werden selbige in vergleichbaren Fällen längst im benachbarten Ausland abgeschöpft.)

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Beim Ergebnis,

das konnten wir deutlich sehen, handelt es sich um Dutzendware, in der die zweite Garde des damaligen Brat-Packs den Degen schwingen durfte. Selbst ein US-Kritiker wie Roger Ebert, dem Mainstream nicht eben abgeneigt, fühlte sich anlässlich des Kinostarts an eine Ansage von Studioboss Jack Warner erinnert: "Schicken Sie mir keine Filme mehr, in denen man mit Federkielen schreibt."

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Wir hingegen erinnerten uns

an die parlamentarische Enquete zur Zukunft des heimischen Films im Vorjahr, bei der der kürzlich zum kaufmännischen Intendanten der Diagonale berufene Tillmann Fuchs sagte: "Wir müssen den österreichischen Film als Exportartikel verstehen. (...) es muss ein moderner, junger österreichischer Film sein, der natürlich universellen Charakter hat und der mitunter auch auf Englisch gedreht sein muss, wie das ja bei den "Drei Musketieren" der Fall war." Um zu verstehen, schauten und schauten wir also. Und hatten am Ende doch nichts von Belang gesehen. (irr/DER STANDARD, Printausgabe, 6.6.2003)

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