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Foto: Archiv
Wien - "Ein Schloss", meint Stephan Koller, "muss leben." Sonst ist es nämlich nur ein Haufen alter Steine. Blöd nur, wenn dem Schloss über die Jahrhunderte das Leben abhanden kam. Davon, wie mühselig die Wiederbelebung sein kann, kann Stephan Koller ein Lied singen - schließlich ist er mit der Projektsteuerung der Sanierung von Schloss Neugebäude in Simmering betraut.

Den Dornröschenschlaf des einzigen erhaltenen Renaissanceschlosses nördlich der Alpen zu beenden, braucht ein wenig mehr Zeit als die, die ein hingehauchter Kuss beansprucht: Im Vorjahr wurde mit grundlegenden Infrastruktur-Arbeiten (Wasser, Strom und Kanal) begonnen, heuer macht man sich an das Innenleben des Gebäudes.

Ballspielsaal "gefunden"

Im Zuge der Arbeiten, jubelt Architekt Manfred Wehdorn, habe man etwa einen alten, 14 Meter hohen Ballspielsaal "gefunden". Dieser und andere Räume, wären "das große Erlebnis" in ,so Wehdorn, "einem der aufregendsten Baudenkmäler Europas". Wie Gelände und Schloss in Zukunft genutzt werden könnten, wird nun Teil eines Wettbewerbes. Gewünscht sind touristische und rekreative Ideen, aber auch Visionen als Standort für Forschungs- oder Bildungseinrichtungen. Oberste Prämisse - und für 2004 geplant - ist aber die Schaffung eines Zuganges zum Schloss von der Simmeringer Hauptstraße durch den Urnenhain des Zentralfriedhofes.

Geheimtipp unter den Wiener Sommer-Freiluftkinos

Das lange Zeit versunkene und vergessene Schloss ist allerdings schon jetzt besuchbar: Geführte Touren geben erstmals Blicke ins Innere frei - und das Festival "Ein Sommer im Schloss" war schon im Vorjahr der große Geheimtipp unter den Wiener Sommer-Freiluftkinos.

Zur Sanierung des Schlosses stehen insgesamt 6,5 Millionen Euro aus städtischen Mitteln zur Verfügung. Ansuchen an den Bund wurden von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (VP) bisher abgelehnt. (rott, DER STANDARD Printausgabe 6.6.2003)