Ariel Muzicant lässt nichts unversucht, um seine Israelitische Kultusgemeinde (IKG) vor dem finanziellen Aus zu bewahren. Da bezichtigt er Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, mit antisemitischen Ressentiments ("abgetakelte Mossad-Agenten") in Vieraugengesprächen zu argumentieren, oder er hängt ein Transparent mit Davidstern und der Aufschrift "Wegen Schüssel geschlossen" an die Fassade des Stadttempels. So macht man sich keine Freunde. Das braucht ihn nicht zu stören. Freunde waren Schüssel und er soundso nie - eher das Gegenteil. Und mit Diplomatie und Freundlichkeit ist der IKG-Präsident auch nicht weitergekommen. Er hat also in dem Streit nichts zu verlieren. Außer seine Gemeinde.
Denn Tatsache ist: Die IKG steckt in einer ernsten Finanzkrise. Mitarbeitern droht die Kündigung, die Gottesdienste und der Religionsunterricht müssen eingeschränkt werden. Ab 1. Juli regiert der Sparstift. Die Antwort der Regierung fällt zynisch aus: Man bietet eine "Übergangshilfe" an. Drei Jahre könnte die Gemeinde auf Pump leben, dann muss sie die rund zwei Millionen Euro zurückzahlen. Zinsenlos, wie gnädig.