FPÖ-Chef Herbert Haupt soll mit sanftem Druck von innen dazu gebracht werden, einer Trennung von Parteiführung und Vizekanzler zuzustimmen. Jörg Haider stünde bereit. Dass sich Haupt noch ziert, stößt auf Unmut in der Partei, vor allem in Kärnten.

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b>Wien/Klagenfurt - An der Basis der FPÖ brodelt es. Jörg Haider soll wieder an die Spitze der Partei, wünschen sich seine Fans. Und auch Haider selbst. Dass sich Herbert Haupt offensichtlich ziert, Haider Platz zu machen, stößt vor allem in Kärnten auf Unmut. Offiziell heißt es, es liege ausschließlich an Herbert Haupt, Haiders Angebot zur Rückkehr anzunehmen. Hintergrund für die noble Zurückhaltung scheint jedoch zu sein, dass die Haider-Fraktion parteiintern derzeit noch keine Mehrheit hat. Deshalb wird heftig gekurbelt.

Beim Parteivorstand am vergangenen Montag wurde das Thema Obmannwechsel zwar in aller Deutlichkeit angesprochen, gleichzeitig aber vereinbart, dieses nicht in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Herbert Haupt soll sich dem Wunsch Haiders und einiger Funktionäre nach einer Trennung von Vizekanzler und Obmann aufgeschlossen gezeigt haben.

Haupt muss sich derzeit einiges an Kritik aus der eigenen Partei anhören. Insbesondere die Obmänner der Landesparteien sind sauer, weil Haupt erst einen Pakt über die Pensionsreform mit der ÖVP vereinbart und erst dann die Zustimmung in den Parteigremien gesucht habe.

Eine Kritik, die auch Haider erhebt. Sein Sprecher Karl-Heinz Petritz bestätigte am Donnerstag, Haider sei "verwundert" gewesen, dass eine Unterschrift der FPÖ-Regierungsmitglieder unter ein Papier zur Pensionsreform nicht zuvor im Parteivorstand besprochen wurde. In einem profil-Interview sagt Haider: "Ich habe das schon wieder vergessen, aber bei allem, was ich in Zukunft tun werde, habe ich ein Warnsignal in mir. Ein guter Parteiobmann holt sich zuerst die Zustimmung seiner Führungsgremien, bevor Entscheidungen vom Parlament getroffen werden."

In der parteiinternen Diskussion geht es darum, wer die FPÖ - wie jetzt bei der Pensionsreform - besser verkaufen könne. Bemängelt wird, dass sich die FPÖ unter Haupts Führung von der Schüssel-ÖVP immer wieder über den Tisch ziehen lasse und Haider dann in die Bresche springen müsse, um die ärgsten Imageschäden wieder zu korrigieren.

Die FPÖ soll keiner neuerlichen Zerreißprobe ausgesetzt werden. Noch-Parteichef Haupt soll aber mittels Seelenmassage bearbeitet werden, um einer Teilung der Führungsaufgaben, wie von Haider vorgeschlagen, zuzustimmen. Ein Sturz des jetzigen Parteiobmannes sei "sehr sensibel", da dies einige Assoziationen zu Knittelfeld wachrufen würde und "nach hinten losgehen könnte", sagt ein FP-Landespolitiker. Haupt müsse dazu gebracht werden, von sich aus verzichten. (mue, stein, völ/DER STANDARD, Printausgabe, 6.6.2003)