Der Vorsitzende ist glücklos, die Partei hat keine politische Botschaft, die Wähler wenden sich in Scharen ab. Dieses Bild gab die FDP vor einem Jahr ab. Keiner dachte damals ernsthaft daran, dass es noch schlimmer kommen könnte.

Und heute? Da sehnt sich so mancher deutscher Liberaler nach dem Dezember 2010 zurück. Denn es ist tatsächlich noch schlimmer gekommen: Der Vorsitzende ist glücklos, die Partei hat keine politische Botschaft, die Wähler wenden sich in Scharen ab - und jetzt gibt es nicht einmal mehr Personalreserve, niemanden mehr, auf den die verängstigten Liberalen ihre Hoffnung setzen könnten.

Auch die bejubelte Boygroup, die Westerwelle im Mai aus dem Parteiamt trieb, scheiterte grandios. Philipp Rösler (Chef), Christian Lindner (Generalsekretär) und Daniel Bahr (Gesundheitsminister) agierten irgendwie nebeneinanderher, der eine mehr, die anderen weniger. Eine Linie, eine echte Strategie haben sie nicht zustande gebracht.

Jetzt geht auch noch der Falsche. Lindner, der Stratege, hätte bleiben sollen, auf Rösler hätte die Partei viel leichter verzichten können. Über kurz oder lang wird es ohnehin auch dazu kommen. Rösler wird sich nicht halten können. Doch egal, wie es nun weitergeht - wenn sich die FDP noch ein weiteres derart verheerendes und verlorenes Jahr leistet, dann braucht sie zur Bundestagswahl 2013 gleich gar nicht mehr anzutreten. (DER STANDARD Printausgabe, 15.12.2011)