Jesper Groenbaek entwickelt Kommunikationssysteme.

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Jesper Groenbaek sorgt dafür, dass die Bahnarbeiter der Zukunft nicht vom Zug überfahren werden. Der 30-jährige Wissenschafter aus Viborg in Dänemark ist mittlerweile seit einem Jahr in Wien und entwickelt am Forschungszentrum Telekommunikation Wien (FTW) ein drahtloses Informationssystem für Eisenbahner, die an intakten Zugstrecken arbeiten.

Im Rahmen des EU-Projekts Alarp, das Groenbaek in Wien leitet, geht es darum, mittels gängiger und wenig kostenintensiver Technik wie WLAN ein Warnsystem mit mobilen Endgeräten zu entwickeln, die die Arbeiter, egal wo sie gerade an der Strecke sind, rechtzeitig auf Gefahren aufmerksam machen, erklärt Groenbaek. Die Ausfallswahrscheinlichkeit drahtloser Systeme ist aber relativ hoch, ein tatsächlich sicheres, ausfallresistentes Warnsystem zu schaffen, sei dementsprechend schwierig, betont Groenbaek. Im Moment wird auf den Bahnstrecken zumeist noch manuell mittels verlässlicheren Kabelverbindungen vor Zügen gewarnt.

Bereits bei seiner Doktorarbeit, die er, bevor er nach Wien kam, an der Universität Aalborg abschloss, beschäftigte sich der Elektrotechniker mit diesen sogenannten "sicherheitskritischen Systemen", die nicht ausfallen dürfen, weil sonst Gefahr für Leib und Leben der Benutzer oder sehr hohe Kosten drohen. Auch ein Herzschrittmacher, der regelmäßig Daten an den Arzt schickt, dürfe nicht ausfallen. Das Netzwerk muss für solche Anwendungen verlässlich sein.

Groenbaek hat sich in seiner Arbeit gemeinsam mit dem Unternehmen Tieto IPS in Dänemark, früher ein Teil von Ericsson, damit beschäftigt, wie man am besten mehrere vorhandene Netzwerke - das können lokale oder Mobilfunknetze sein - koordiniert, um eine höhere Ausfallsicherheit zu erlangen. Moderne verteilte Kommunikationssysteme verfügen über eine dezentralere Architektur, die einzelnen Komponenten sind intelligenter.

Intelligente Informationssysteme sind auch in Sachen Elektromobilität gefragt. Am FTW arbeitet Groenbaek auch in einem vom Verkehrsministerium geförderten Projekt daran, dass künftige Elektroautobenutzer immer die im Moment genau richtige Ladestation finden. Wenn man die Benutzer bei passender Gelegenheit, während sie einkaufen gehen, in der Arbeit oder im Kino sind, Gelegenheit gibt, ihr Auto aufzuladen, verbessert das nicht nur die Reichweite, sagt Groenbaek.

Die Verteilung der Ladetätigkeiten auf den richtigen Ort und den richtigen Zeitpunkt hilft auch den Stromnetzen, die mit der Etablierung von E-Mobilität vor neue Herausforderungen gestellt werden: "Wenn alle aufladen, wenn sie am Abend nach Hause kommen, könnte das Stromnetz überlastet werden", sagt Groenbaek. Eine entsprechende Aufteilung der Ladetätigkeiten hilft somit auch den Netzanbietern beim Sparen.

In Wien fühlt sich Groenbaek "wie zu Hause", wovon auch seine angesichts der kurzen Zeit von einem Jahr sehr guten Deutschkenntnisse zeugen. Ob und wie lange er in Wien bleibt, kann er noch nicht sagen. Momentan findet er es jedenfalls "interessant, an einem Ort zu sein, an dem es Berge gibt". Damit meint er nicht nur jene, in die er im Winter zum Skifahren fährt: "Für mich sind die Hügel rund um Wien auch schon Berge. Alles über 120 Meter ist ein Berg", sagt der Däne. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.12.2011)