Wien - Der syrische Oppositionelle Farid Ghadry hat sich bei einem Wien-Besuch für eine ausländische Intervention gegen das Assad-Regime in Syrien ausgesprochen. Das Kräfteverhältnis zwischen der Opposition und dem Lager von Präsident Bashar al-Assad stehe auf der Kippe, es gelte deshalb, einen langen Konflikt zu vermeiden. Er wünsche sich Waffen, logistische Hilfe sowie "möglicherweise Luftschläge" der USA, Frankreichs oder anderer NATO-Staaten zur Unterstützung der Regimegegner, erklärte Ghadry am Dienstagabend gegenüber der APA. Eine Legitimation des UNO-Sicherheitsrates für einen solchen Schritt sei nicht wahrscheinlich und auch nicht notwendig.

Der in den USA lebende Oppositionelle ist Gründer der "Reform Party of Syria", die in einem Naheverhältnis zu den US-Neokonservativen und anderen konservativen Kreisen steht, wie Ghadry bestätigte. Er befand sich gemeinsam mit dem israelischen Politologen Jonathan Spyer auf Einladung der Gruppe "Stop the Bomb" in Wien, die sich für "scharfe Sanktionen" gegen den Iran einsetzt. Die "Reform Syria of Party" ist nicht in dem Zusammenschluss wesentlicher Oppositionsgruppen vertreten, dem Syrischen Nationalrat, der von den USA als legitime Vertretung der syrischen Regimegegner anerkannt wurde und deren Anführer Burhan Ghalioun vergangene Woche Wien besuchte.

Ghadry lehnt eine Kooperation mit dem Syrischen Nationalrat ab. Er bezeichnete das Oppositionsgremium als "mehrheitlich von den Muslimbrüdern dominiert" und ohne breite Unterstützung des Volkes in Syrien. Die Islamisten würden allerdings versuchen, die Opposition in Syrien zu übernehmen und ihren Einfluss auch auf die Free Syria Army auszuweiten, die sich im August aus Armee-Deserteuren gebildet hatte und die Oppositionskräfte schützen will. Angaben über die Stärke seiner eigenen Gruppierung wollte Ghadry nicht machen, die Frage sei "irrelevant". Seine Gruppe besitze aber "breite" Unterstützung in Syrien und im Ausland. Syrische Geschäftsleute im Exil würden auch die Finanzierung seiner Gruppe übernehmen.

Der Geschäftsmann und Oppositionelle kritisierte die US-Regierung von Präsident Barack Obama für ihre Haltung zu Syrien. Diese würde die Nahost-Politik ihrem türkischen Bündnispartner Recep Tayyip Erdogan und dessen islamistischer Partei, der AKP, überlassen. Damit würden die Islamisten in der Region gestärkt. Allerdings hätten die islamistischen Kräfte in Syrien, einem Land mit diversen religiösen und ethnischen Minderheiten, keine Aussicht auf eine breite Mehrheit. Es gelte darum, andere Oppositionskräfte zu stärken. (APA)