O du fröhliche! Tierische Vergnügen in Wort und Bild

Gewiss, es gibt einige Formen des Vergnügens, die exklusiv den Vertretern von Homo sapiens vorbehalten sind: die Lektüre von guten Büchern zum Beispiel, das Hören von Musik oder das Betrachten von Kunst. Abgesehen davon hat ziemlich viel von dem, was uns Lust bereitet, bei Tieren ganz ähnliche Effekte.

Der eifrigste Verfechter dieser These ist Jonathan Balcombe. Und weil Bilder mehr sagen als viele Worte, hat der "hedonistische Ethologe" für sein neues Buch beeindruckendes Fotomaterial von sich vergnügenden Tieren versammelt und kommentiert. Dass wir uns an den Bildern von balgenden Eisbären (oben), schmusenden Pinguinen und kopulierenden Giraffen freuen können, dürfte indes ein menschliches Privileg sein. (tasch)

Jonathan Balcombe, "Exultant Ark: A Pictorial Tour of Animal Pleasure", University of California Press 2011

Foto: Charleen Baugh

Werke, Wissen, Würfelzucker

Noch auf der Suche nach originellen Buchgeschenken für den Gabentisch? Die STANDARD-Wissenschaftsredaktion empfiehlt im folgenden drei Wissensbücher der etwas anderen Art, in denen auch das Nichtwissen nicht zu kurz kommt.

Zugegeben: Handlich ist anders, und billig ist der Buchriese mit einem Preis von rund 50 Euro auch nicht gerade. Dafür macht er mit seinem Format von 42,4 mal 30,4 Zentimetern unter dem Weihnachtsbaum einiges her. Vor allem aber gehen dem Leser, oder besser Betrachter bereits beim Durchblättern von Wissen in Bildern die Augen über und so manches Licht auf.

Der großformatige Bildband enthält nämlich 60 ganzseitige Grafiken, die in den vergangenen Jahren in der deutschen Wochenzeitung Die Zeit erschienen sind, um alle möglichen wissenswerten und nicht ganz so wissenswerten Themen zu veranschaulichen. Zum Beispiel die Frage des Zuckers in unserem Essen und unseren Getränken.

Man mag zwar auch ein gewisses Würgen im Hals spüren, wenn man liest, dass eine Dose Coca-Cola umgerechnet 13 Stück Würfelzucker enthält. Kriegt man diese Mengen aber auch noch bildlich serviert, fällt der Zuckerschock doch noch intensiver aus.

Einiges ist für österreichische Leser leider recht "deutsch" - wie die Verteilung der sieben Todsünden auf Regionen in Deutschland (Hauptstadt der Wollust ist - gemessen an der Dichte der einschlägigen Shops und Bars - Düsseldorf.) Und eine 20-teilige Anleitung zum korrekten Anlegen eines Kimonos mag auch etwas weit hergeholt sein.

Die Themenvielfalt des von Christoph Drösser herausgegebenen Bands ist jedenfalls ähnlich beeindruckend wie die unterschiedlichen Gestaltungsstile der fast 20 verschiedenen Grafiker, die einen weiten Bogen um klassische Tortendiagramme und Kurven machten und durchwegs innovative Wege zur visuellen Darstellung komplexer Zusammenhänge beschritten.

Einige der grafischen Kunstwerke im Dienste der Wissensvermittlung kommen als klassische Schnipselcollagen daher, andere mit neuester Software am Computer entworfen - immer aber sind sie ein lehrreicher Augenschmaus, auch und zumal, wenn es um Zucker geht.

Christoph Drösser (Hg.), "Wissen in Bildern", Edel Germany

Foto: Die Zeit

Was man besser wissen sollte 

Irrtümer lauern dennoch immer und überall in unserer nicht gerade unkomplizierten Welt. Zum Beispiel bei Krebstests. Bekannt ist, dass ein Prozent aller 60-jährigen Männer, die an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen, Prostatakrebs haben. 80 Prozent der Männer mit dem Karzinom haben einen positiven PSA-Test, 20 Prozent ohne Krebs ebenfalls.

Wie groß also ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein 60-jähriger Mann mit positivem PSA-Test Prostatakrebs hat? Ziemlich hoch, oder? Das ist eines der vielen erstaunlichen Beispiele von Irrtümern, die der deutsche Mathematiker Christian Hesse für sein neues Buch Achtung Denkfalle zusammengestellt hat - und mit einigem logischen Aufwand, einfachen mathematischen Formeln, aber auch vielen lustigen Illustrationen vor den Augen des verblüfften Lesers löst.

Tatsächlich beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass ein 60-jähriger Mann unter den genannten Bedingungen bei einem positiven PSA-Test Prostatakrebs hat, nicht einmal vier Prozent. Man mag sich damit trösten, dass auch die meisten Ärzte bei dieser Frage daneben tippten - und dass es in den USA eine Diskussion um die Sinnhaftigkeit des PSA-Tests in der Krebsvorsorge gibt.

Christian Hesse, "Achtung Denkfalle. Die erstaunlichsten Alltagsirrtümer und wie man sie durchschaut", C. H. Beck

Foto: C. H. Beck

Was man noch nicht weiß

Es gibt wenig Wissenswertes, was der Erforschung durch die Wissenschaft bisher entgangen wäre. Eine der letzten Bastionen des Nichtwissens war das Nichtwissen selbst, doch auch dafür gibt es seit einigen Jahren eine neue Fachrichtung namens Agnotologie. Erfunden wurde sie vom renommierten US-Wissenschaftshistoriker Robert Procter von der Stanford University, der sich unter anderem mit dem Aufdecken einiger bewusster wissenschaftlicher Fehlinformationen durch die Tabakindustrie Meriten erwarb. Agnotologie der etwas populäreren Art wurde von der Autorin Kathrin Passig und dem Astronomen Aleks Scholz im Lexikon des Unwissens betrieben, das vor vier Jahren erschien und 42 Phänomenen nachging, auf die Wissenschafter noch keine Antwort hatten - wie dem "Stern von Bethlehem".

Weil sich das Buch gut verkaufte und es immer noch genug offene Fragen gibt, hat das Autorenduo gemeinsam mit dem Neurowissenschafter Kai Schreiber in bewährter Manier ein Neues Lexikon des Nichtwissens kompiliert. In dem erfährt man staunend, wie wenig die Forschung noch über den weiblichen Orgasmus oder den Zitteraal weiß. Und darüber, was eigentlich Wissen ist. (tasch)

Kathrin Passig, Aleks Scholz und Kai Schreiber, "Das neue Lexikon des Unwissens", Rowohlt, Berlin

Foto: Rowohlt, Berlin

Bild nicht mehr verfügbar.

Urknall unter dem Christbaum

Vier Staffeln "The Big Bang Theory" sorgen für feiertägliches Lachmuskeltraining

Serienempfehlungen holt man sich normalerweise von guten Freunden oder vertrauenswürdigen Journalisten. In dem Fall stammt sie ausnahmsweise von einem Nobelpreisträger, nämlich dem Astrophysiker George Smoot, der mit Kollegen Dichteschwankungen in der kosmischen Hintergrundstrahlung feststellte und für diese Entdeckung (die Stephen Hawking als die "wichtigste des Jahrhunderts, wenn nicht aller Zeiten" pries) den Physik-Nobelpreis 2006 erhielt.

Im STANDARD-Interview, das übrigens wegen Raum-Zeit-Problemen zur Hälfte in einem Wiener Taxi stattfand, kam Smoot mit einigem Stolz auf seinen kurzen Gastauftritt in The Big Bang Theory (BBT) zu sprechen, schwärmte vom großen Spaß der Sitcom, die sein eigenes Forschungsgebiet im Titel trägt, von der BBT-Crew und Primus inter Pares von Jim Parsons, der für seine Verkörperung des BBT-Stars DDr. Sheldon Cooper gleich zwei Emmys sowie einen Golden Globe gewann (und Smoot beim Fundraising half).

Langer Vorrede kurzer Sinn: Der Wissenschaftsredakteur wollte wissen, ob er ähnliche Dinge lustig findet wie ein Physik-Laureat, besorgte sich also in Ermangelung eines TV-Geräts (BBT läuft samstags synchronisiert auf ORF 2) die vier erhältlichen Staffeln der Sitcom - und musste über die Abenteuer von vier genialen, aber doch auch recht nerdigen Caltech-Nachwuchsforschern sowie einer attraktiven Kellnerin sehr lachen.

Um Wissenschaft geht es in den vier Staffeln von The Big Band Theory zwar eher nur en passant, die Geek-Humor-Pointendichte ist in den rund 2000 Minuten dafür umso höher. Bestes Lachmuskeltraining für die Feiertage also - noch dazu von einem Nobelpreisträger empfohlen. (tasch)

 

Foto: archiv

Finderlohn für Schrödingers Katze

Schrödingers Gedankenexperiment von der Katze, die tot und lebendig ist, kann in der Realität natürlich nicht umgesetzt werden. Deswegen darf man getrost einen Finderlohn für sie aussetzen wie auf diesem auf Amazon entdeckten Fundstück (16,95 Euro). In der Quantenphysik wird die Angelegenheit haariger: Da gibt es Überlagerungen von zwei Zuständen. Aber danach fragt keiner, wenn er dieses Geschenk erhält.

(DER STANDARD, Printausgabe, 14.12.2011)

Foto: STANDARD/Cremer