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Die Euroschulden machen den Südländern zu schaffen. Für das Geld, das sie am Kapitalmarkt aufnehmen müssen, werden ihnen hohe Zinsen verrechnet.

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Rom/Madrid/Athen - Die Italiener glauben offenbar daran, die Schuldenkrise großteils intern überwinden zu können. So beteiligten sich italienische Anleger am Montag am sogenannten "Staatsanleihen-Tag", an dem sie Staatspapiere kaufen konnten, ohne den Banken Provisionen zu zahlen. Das Finanzministerium sammelte so acht Mrd. Euro am Kapitalmarkt ein. Papiere mit dreijähriger Laufzeit lockten mit einer Rendite von fast sechs Prozent.

Die Nachfrage überstieg deutlich das Angebot. "So viele Käufer haben wir hier schon lange Zeit nicht mehr gesehen", staunten Filialleiter in Italien. Eine ähnliche Initiative hatte schon am 28. November einen überraschend großen Erfolg geerntet. "Wir kaufen uns unsere Staatsschuld zurück!", lautet die Kampagne, die vor einigen Wochen von dem Besitzer einer Leasinggesellschaft, Giuliano Melani, vorgeschlagen wurde und in Italiens Finanzwelt Beifall geerntet hat.

"Lasst uns unsere Schulden kaufen!"

Der aus der toskanischen Stadt Pistoia stammende Melani hatte am 4. November eine ganze Anzeigenseite in einer Tageszeitung geschaltet und an die Italiener appelliert: "Lasst uns unsere Schulden kaufen!" Derzeit halten italienische Privatanleger 14 Prozent der 1900 Mrd. Euro Schulden Roms. Die Italiener haben somit ein Fünftel ihres Vermögens in Staatspapieren angelegt.

Spanien, die viertgrößte Euro-Wirtschaft, konnte sich zu deutlich geringeren Zinsen am Geldmarkt refinanzieren. Bei zwei Auktionen von Papieren mit Laufzeiten von zwölf und 18 Monaten besorgte sich Spanien insgesamt 4,94 Mrd. Euro. Damit wurde sogar der angestrebte Höchstwert von 4,25 Mrd. Euro klar übertroffen. Die Nachfrage war dementsprechend robust und lag deutlich über dem Angebot.

Bei dem Zwölfmonatspapier sank die Rendite von 5,002 Prozent bei einer vergleichbaren Auktion im November auf 4,050 Prozent. Ähnlich stark ging die Rendite bei dem Papier mit einer Laufzeit von 18 Monaten zurück. Hier sank sie von 5,159 Prozent im November auf 4,226 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) als "Gelddruckmaschine" gegen die Krise zu verwenden wurde u. a. von Deutschland bisher kategorisch abgelehnt. Das designierte EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré aus Frankreich ließ allerdings mit der Aussage aufhorchen, die EZB müsse notfalls ihre Aufkäufe von Staatsanleihen wieder hochfahren.

Athener Defizit vergrößert

In Griechenland hingegen hat die von den Sparauflagen verschärfte Rezession das Haushaltsdefizit des Landes erneut vergrößert. Die Wirtschaftsflaute fraß auch die zusätzlichen Einnahmen durch Krisensteuern auf, wie das Finanzministerium meldete. Damit wird Griechenland voraussichtlich seine Sparziele für heuer nicht erreichen und muss möglicherweise zusätzliche Einschnitte durchsetzen, um die Ziele 2012 erreichen zu können. Das Defizit erhöhte sich von Jänner bis November im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf 20,52 Mrd. Euro. (red, DER STANDARD, Printausgabe, 14.12.2011)