Mit Eye-Detection gegen Sekundenschlaf: In Praktika können Schülerinnen testen, ob sie ein Auge für die Forschung haben.

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Endlich niemand da, der einem "über die Schulter schaut und sagt, wie man etwas machen muss" - das hat Katja Rothleitner bei ihren ersten Erfahrungen im Wissenschaftsbetrieb, bei einem Ferialpraktikum an der Uni Klagenfurt, am meisten genossen. Denn im Gegensatz zu den LehrerInnen stehen auch die WissenschafterInnen vor offenen Fragen.

In ihrem vom Verkehrsministerium geförderten Praktikum zum Thema Intelligente Verkehrssysteme hat sich Rothleitner mit Videoanalyse beschäftigt. Das langfristige Ziel, mit Videoüberwachung der Augen eine Müdigkeitserkennung in Autos zu installieren, hat sie zwar nicht erreicht, aber in diesem Monat ist sie ihm doch ein ganzes Stück nähergekommen.

Sekundenschlaf ist für den Großteil der Verkehrsunfälle auf Autobahnen verantwortlich, vor allem unter FernfahrerInnen. Dabei wäre es technisch machbar, die Fahrzeuge so auszustatten, dass Sekundenschlaf verhindert wird. Die Idee: Per Kamera wird das Auge gefilmt, die Daten werden analysiert, und sobald das Auge länger als ein Zwinkern lang zubleibt, schlägt das System Alarm.

Die größte Schwierigkeit für die 18-jährige HTL-Schülerin war sprachlicher Natur. Und das betraf nicht etwa die Umstellung von Deutsch auf Englisch - weil sie die ihr vertraute Programmiersprache Java nicht verwenden konnte, musste sie sich an der Uni erst einmal in C++ einarbeiten. "Das hat eine Woche gedauert", meint Rothleitner, dann war sie so weit, gemeinsam mit einer zweiten Praktikantin die Augendetektion zu programmieren. "Am Ende des Monats hat die Kamera dann auch erkannt, wann das Auge zu ist", erzählt Rothleitner.

Die Schülerin hat auch ein persönliches Fazit aus dem Uni-Monat gezogen: "Ich will zwar nicht mein ganzes Leben Programmiererin sein, aber der technische, naturwissenschaftliche Bereich ist sicher das Richtige für mich."

Ihre Praktikumskollegin Anita Jusic (18) fand vor allem positiv, "dass die Universität so ein Praktikum anbietet, um einen Einblick in die Arbeit als Forscher" zu gewähren. Beide fühlten sich als Mädchen sehr willkommen.

Mit dem Förderschwerpunkt "Talente entdecken" will das Verkehrsministerium junge Menschen nachhaltig für den Wissenschafts- und Technologiebereich begeistern oder ihnen zumindest die Möglichkeit geben, in Form von Praktika erste Erfahrungen darin zu sammeln. Viele weitere Förderangebote richten sich explizit an Studentinnen und Forscherinnen.

Verirrte Navis

Sharadiya Kozak (18) hat ebenfalls ein Praktikum im Bereich intelligenter Verkehrssysteme absolviert und hatte dabei "überhaupt keine Probleme, mich als Mädchen zu behaupten". Ganz im Gegenteil war sie positiv überrascht, wie viel ihr als Schülerin zugetraut wurde. Außerdem schätzte sie es, selbstständig zu arbeiten. In ihrem Praktikum bei AustriaTech hatte sie die Aufgabe, Handy-Navigationssysteme zu testen. Das tat sie mit einer unschlagbaren Methode: verschiedene Apps herunterladen, verschiedene Routen eingeben, einen Monat lang durch die Wiener Innenstadt laufen ("oft bewusst auch falsche Wege") - und schauen, was das Handy dazu "sagt". In den engen Gassen der Innenstadt sind die Apps den Irrwegen oft erst drei oder vier Straßen zu spät auf die Schliche gekommen.

Auch Kozak hat das Praktikum ermutigt, im technischen Bereich zu bleiben. "Ich muss es erst erleben, um sagen zu können, ob ich das mein ganzes Leben lang machen mag", meint sie. Nach vier Praktika im technischen Bereich ist sie nun sicher, das Richtige für sich gefunden zu haben und studiert mittlerweile Angewandte Geowissenschaften an der Montan-Uni Leoben - Berufsziel: Forschen im Bereich Erdölgeologie. (Tanja Traxler/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.12.2011)