Bei Charlotte Lindholm gab es auch privat Aufregung.

ORF/ARD/Roland Suso Richter

Kriminalbeamtinnen im TV sind eine Klasse für sich. Das haben wir an dieser Stelle schon mal festgestellt. Sarah Lund aus "Kommissarin Lund" oder Eva-Maria Prohacek aus "Unter Verdacht" sind nur zwei Beispiele, die das Krimivergnügen enorm steigern. Bei der am längsten laufenden Krimiserie Deutschlands "Tatort" sind Frauen allerdings nicht nur deutlich in der Minderheit, die "Tatort"-Kommissarinnen überzeugen auch das dieStandard.at-Fernsehauge noch nicht so recht. Genauer konnte dieser Einschätzung letzten Sonntag wieder nachgegangen werden.

Unter dem Titel "Schwarze Tiger, weiße Löwen" ermittelte Charlotte Lindholm in einem Mordfall. Wie sich herausstellte war das Opfer auch der Täter: Der Fall drehte sich um einen Kindesentführer und Vergewaltiger, der ein Kind sogar acht Jahr gefangen nahm, noch weitere Mädchen festhielt und quälte und schließlich einer blutigen Rache erlag. Die Themen Selbstjustiz, ein Leben nach dem Missbrauch oder die Ohnmacht von Polizei und Justiz waren die Themen dieses Tatorts. Doch die Eckpfeiler des Kriminalfalls interessieren uns dieses mal weniger.

Achtung: Liebesanbahung

Viel dringender stellt sich die Frage: Was war da bloß privat bei Charlotte los? Neben den beruflichen Herausforderungen kann frau natürlich die Liebe nicht auf den Pausenmodus schalten. Besser wäre es aber, denn die Liebesanbahung der alleinerziehenden Mutter wurde im neuesten Hannover -Tatort mehr als holprig in Szene gesetzt. Wie ein junges Mädchen starrt Lindholm immer wieder auf ihr Handy. Hat er angerufen? Noch immer nicht! Warum ruft er nicht an? Vor einem Rendezvous probiert sie vor dem Spiegel die verschiedensten Outfits und posiert zu jedem entsprechend, mal verwegen-sexy, mal fröhlich, mal natürlich. Und auch der verzweifelte Blick auf den als zu dick empfundenen Hintern darf da natürlich nicht fehlen.

Dabei war das noch nicht alles. Um völlig sicherzugehen, dass auch wirklich alle ZuschauerInnen verstanden haben, dass sie auf ihn steht, lauert sie dem Objekt ihrer Begierde vor seinem Büro auf oder heuchelt lieb und mit sanfter Stimme Verständnis für den müden Mann, der nicht zur - zugegeben nur vage vereinbarten - Verabredung erscheint. Ein "schade" wäre ehrlicher gewesen, doch sie gibt mit (schlecht) gespielter Gelassenheit die Coole. Spätestens jetzt wähnen sich die ZuseherInnen inmitten blöder Do´s und Dont´s in Liebesdingen von noch blöderen Magazinen.

Reporter mit Dreitagebart

Schließlich musste auch noch das Liebesobjekt vor Klischees triefen: Der Mann ist Reporter, der - eh klar - in Krisengebieten mit Dreitagebart unterwegs ist und rasend spannende Geschichten davon zu erzählen weiß, denen Charlotte Lindholm fasziniert lauscht, als ob sie wirklich gar nichts vom Leben wüsste. Jetzt muss wirklich allen klar sein: Die Frau ist verliebt. Und ein paar sehen sich vielleicht darin bestätigt: So sieht es aus, wenn eine Frau verliebt ist.

Natürlich darf auch eine Kommissarin ein Gefühlsleben haben, mal weinen oder sich aufgeregt in eine Affäre oder Beziehung stürzen. Sozial verarmte PolizistInnen im Fernsehen haben wir schon genug. Aber so wie wir das am Sonntag zu sehen bekamen, erinnert das eher an Rosamunde Pilcher als an den "Tatort". (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 13. Dezember)