Roland Düringer.

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"Wir sind einfach nur wütend, weil es in diesem Land keine Pressefreiheit gibt und wir von abhängigen Medien entweder mit geistigem Müll oder mit Falschinformationen zugeschissen werden." Roland Düringer kam gut in Fahrt und nutzte die letzten Minuten der Abschiedssendung von "Dorfers Donnerstalk", um unsanft vom Kabarett Richtung Realität zu weisen. Die Tirade war offenbar nicht mehr als Persiflage gemeint, das Kabarett beschränkte sich auf die unverblümte Zuspitzung und Übertreibung seiner Worte. Das Schlusswort inspirierte die Seherschaft und machte in diesen Tagen Karriere als hundertfach weitergereichter Videoclip in der Social-Media-Gemeinde.

Düringer spricht als Vertreter einer "Mittelschicht", die den "Konsumwahn, das System am Leben erhält", als einer von vielen "Systemtrotteln, die es satt haben, im Hamsterrad zu laufen". Er sagt, dass "kein Politiker den Mut hat und die Eier, aufzustehen und die Wahrheit zu sagen", er sieht "Politmarionetten" und "Systeme im künstlichen Wachkoma". Er verweist auf ein Ausbildungssystem, anstelle eines Bildungssystem, "das die Kinder in genau dieselben Hamsterräder hineintreiben wird, in dem wir schon atemlos dem Herzkasperl entgegenhurteln", während "in der zweiten Reihe die braunen Verführer warten und sich die Dummen greifen werden". "Wir sind wirklich sehr, sehr wütend, und wir sind mehr, als ihr glaubts!"

Die leidenschaftliche Tirade Düringers in Wutbürger-Rolle sagt nichts Konkretes. Düringer packte nur etwas Wut in den Wutbürger. Als exemplarischer Aufschrei, in dem sich viele wiederfinden, sagt er durchaus etwas aus. (PS: Da sind noch gallische Dörfer in Österreichs Medienlandschaft.) (Alois Pumhösel/DER STANDARD; Printausgabe, 12.12.2011)