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Die Preisträgerinnen des Friedensnobelpreises 2011 in Oslo: Tawakul Karman, Leymah Gbowee und Ellen Johnson-Sirleaf

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Schwedens Königsfamilie bei der Zeremonie in Stockholm: Königin Silvia, König Gustaf und Prinzessin Victoria

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Die befrackten Herren Preisträger

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Stockholm/Oslo - In Oslo haben die jemenitische Journalistin Tawakkol Karman, die wiedergewählte liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf und die ebenfalls liberianische Friedensaktivistin Leymah Gbowee am Samstag den Friedensnobelpreis erhalten. In Stockholm wurden am Nachmittag die übrigen Nobelpreise ausgehändigt.

Die Arbeit der Friedensnobelpreisträgerinnen sei eine Warnung für autokratische Führer in der ganzen Welt, sagte der Vorsitzende des Nobelpreiskomitees, Thorbjoern Jagland. Das Komitee zeichnete sie für ihren Einsatz für Frauenrechte aus. "Sie geben dem chinesischen Sprichwort 'Frauen tragen die Hälfte des Himmels' eine ganz konkrete Bedeutung", sagte Jagland.

Dem arabischen Frühling werde ein Winter folgen, sollten Frauen außen vor gelassen werden, führte Jagland weiter aus. Der Sturz autoritärer Herrscher sei nur eine Frage der Zeit. Auch der jemenitische Präsident Ali Abdullah Saleh habe sich dem Druck des Volkes nicht widersetzen können. Ebenso wenig werde dies dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad auf die Dauer gelingen. "Das Streben der Menschheit nach Freiheit und Menschenrechten wird niemals enden."

Unterstützung gefordert

Karman - eine Schlüsselfigur der Demokratiebewegung im Jemen - bedauerte, die Proteste in ihrem Heimatland hätten nicht so viel Unterstützung von der internationalen Gemeinschaft erhalten wie andere Revolutionen in der Region. Der Westen sollte keine Angst vor dem arabischen Frühling haben, mahnte sie. Auf dem Weg zur Demokratie würden "Unterstützung und Hilfe" benötigt, "nicht Angst und Vorsicht". Karman ist die erste Araberin, die den Friedensnobelpreis erhielt.

Sirleaf sagte, sie sähe gerne eine Frau an der Spitze der USA. "Ich weiß nicht, wann es geschehen wird und wer es sein wird, aber ich denke, dass alle es gerne sehen würden", erklärte Sirleaf. Gbowee sagte, die Zeit sei gekommen, in der Frauen die Mauern repressiver Traditionen "mit der unbesiegbaren Macht der Nicht-Gewalt" einrissen. An der Zeremonie im Rathaus von Oslo nahm auch die norwegische Königsfamilie teil. Die beiden Liberianerinnen erschienen in traditionellen afrikanischen Gewändern, Karman trug ein buntes Kopftuch.

In Stockholm wurden die Feierlichkeiten von König Carl XVI. Gustaf geleitet. Literaturnobelpreisträger Tomas Transtroemer, ein schwedischer Lyriker, nahm den Preis in einem Rollstuhl sitzend entgegen. Der 80-Jährige kann seit einem Schlaganfall 1990 nur noch wenige, einzelne Wörter sagen und ist halbseitig gelähmt. Er galt seit vielen Jahren als Favorit auf den berühmtesten Literaturpreis der Welt.

Stellvertretend für ihren Mann Ralph Steinman übernahm Claudia Steinman den Medizinnobelpreis. Der Kanadier war Anfang Oktober, wenige Stunden vor der Zuerkennung des Preises für seine Leistungen als Immunologe, im Alter von 68 Jahren gestorben. Das Nobelpreiskomitee beschloss daraufhin, ausnahmsweise posthum einen Wissenschafter zu ehren, weil es von dem Tod nicht rechtzeitig unterrichtet worden sei.

Im Gegensatz zum Friedensnobelpreis blieben die wissenschaftlichen Preise wieder reine Männersache mit starker US-Dominanz. Den Preis für Physik teilten sich Saul Perlmutter (USA), Brian P. Schmidt (USA und Australien) und Adam G. Riess (USA) für ihre astrophysische Arbeit. Den Chemie-Preis erhielt der Israeli Dan Shechtman für die Entdeckung einer bisher unbekannten Kristallstruktur.

Den "Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften" teilen sich die US-Ökonomen Thomas J. Sargent und Christopher A. Sims. Die Nobelpreise werden seit 1901 traditionell am 10. Dezember überreicht, dem Todestag des Stifters Alfred Nobels (1833-1896).  (APA)